Archäologische Erkundung am Grottenberg im Schlosspark Paretz

Bei den jüngst abgeschlossenen Grabungen am Grottenberg im Park von Paretz konnten dank der Zusammenarbeit des Vereins Historisches Paretz e.V., des Bauvereins Winzerberg und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) die Reste der Grotte und des versunkenen "Tempels", eine an die Antike angelehnte Tempelruine zum Gedenken teurer Verstorbener, freigelegt werden. Die archäologische Erkundung ist eine wesentliche Voraussetzung zur Konzeptentwicklung für eine mögliche Wiederherstellung der bedeutenden Gartenstaffage im Schlosspark Paretz.

Das Denkmalensemble entstand im Wesentlichen in den Jahren 1797 und 1798 vermutlich nach Planungen von David Gilly. Für die Gartengestaltung war das Ensemble in der südöstlichen Ecke des Schlossparks von herausragender Bedeutung. Mit mehreren Wegen waren die Gartenstaffagen an den bis zum Schloss sich hinstreckenden Garten angebunden. Gleichzeitig markiert die exponierte Randlage unmittelbar an der ehemaligen Kettenbrücke sowie an einer teichartigen Erweiterung des Grabens den Übergang zur Landschaft. In seiner Höhenentwicklung bot der Ensemblestandort den Blick in die offene Feld- und Wiesenlandschaft. Andererseits fungierte die Anlage am Grottenberg mit seiner architektonischen Höhendominante als optische Landmarke für den sich von der Uetzer Landstraße (Neuer Damm) nähernden Besucher des Paretzer Schlosses.

Die aus Bruchsteinen gemauerte Grotte mit dem darüber errichteten Japanischen Haus bildete den zentralen architektonischen Schwerpunkt. Die Darstellung im Paretzer Skizzenbuch zeigt ein Tonnengewölbe geschmückt mit Ornamentbändern sowie einer Mittelrosette im Scheitelpunkt des Gewölbes und einem Fächermuster auf der Rückwand des Grottenraumes. Die Dekorationen waren mit verschiedenen Materialien ausgeführt: Moosen, Steinblumen, Tannenzapfen, Muscheln, Spiegelglas, Porzellan, Eichen- und Birkenborke.

Über der Grotte stand das achteckige Japanische Haus. Die dekorativen Malereien (u. a. Vasen- und Vogelmotive) im Inneren und Äußeren fertigte der auch im Schloss tätige Architekturmaler Johann Wilhelm Niedlich. Die Verglasung der Fenster mit koloriertem Glas ist durch den Berliner Glaser Tangermann für 1801 belegt.

Am westlichen Rand des Grottenberges wurde eine Ruine mit einer versunkenen toskanischen Tempelfront an den Hang angelehnt. Seitliche Stützmauern wurden ebenfalls aus Bruchsteinen errichtet. Eine eichene Brücke mit Knüppelgeländer überspannte den Tempel. Der direkte Zugang vom Japanischen Haus zur Tempelruine war über eine am Austritt überwölbte Treppe möglich. Die bauzeitliche Inschrift im Giebelfeld der Tempelfront "Er ist nicht mehr" bezog sich auf den frühen Tod von Friedrich Ludwig Karl von Preußen (1773-1796), Bruder von Friedrich Wilhelm III. Nach dem Tode der Königin Luise wurde sie durch die verallgemeinernde Inschrift "Gedenke der Abgeschiedenen" auf einer Marmorplatte überdeckt. Auf dem linken Säulenstumpf veranlasste der König die Aufstellung einer Friedensgöttin.

Im Unterschied zu den sehr frühen Verlusten anderer wichtiger Gartenstaffagen (Rohrhaus 1899/1903, Eiserne Brücke um 1923) blieb das Ensemble am Grottenberg bis 1945 weitestgehend erhalten. Erst im Zuge der völligen Umnutzung des Schlossensembles nach 1945 wurde die bedeutungsvolle Gartenstaffage zerstört und Reste der Anlage Anfang der 1960er Jahre durch Erdaufschüttungen abgedeckt.

Der gute und umfangreiche Erhaltungszustand beider Gebäude sorgte für große Überraschung. Der von großen Kalksteinblöcken eingefasste Baukörper der Grotte hat sich bis in eine Höhe von 2,50 m erhalten. Im Inneren konnten Reste der bauzeitlichen Holzverkleidung nachgewiesen und sogar Teile des daran angebrachten Schmucks aus Muscheln geborgen werden.

Die ursprüngliche plastische Grottierung aus Kalkstein an der Front ist zusammen mit schmückendem Beiwerk aus Feldsteinen von umfangreichen Zerstörungen verschont geblieben. Im abgetragenen Füllmaterial des Grottenraums konnten zudem Teile des Fußbodens des Japanischen Pavillons in Form von Villeroy & Boch Fliesen aus einer späteren Reparaturmaßnahme geborgen werden.

Bei der Ausgrabung der Tempelruine konnte unerwartet der fast vollständig erhaltene Architekturschmuck geborgen werden. Entgegen aller Hoffnungen sind dort die große Giebelfront aus Sandstein zusammen mit den toskanischen Säulen und der in Art einer Felsenlandschaft gestalteten Fassadeneinfassung erhalten geblieben. Teile der historischen Bauteile stehen noch an Ort und Stelle. Die zum Teil verstürzten Bauteile konnten fachmännisch geborgen werden.

Die Kosten für die archäologischen Untersuchungen in Höhe von rund 15.000 Euro wurden mit Spendenmitteln des Vereins Historisches Paretz e.V. sowie der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten aufgebracht. Darüber hinaus unterstützen das Vorhaben die folgenden Partner: Roland Schulze Baudenkmalpflege GmbH, Stuhlemmer Diplomingenieure – Architekten für Denkmalpflege, Ingenieurbüro Wolfgang Stich, Baufirma Berger Potsdam, Steinmetz- und Steinbildhauermeister Roberto Lorenz.

Die archäologischen Untersuchungen wurden durch die Archäologin Daniela Sigl M.A., wissenschaftliche Volontärin der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, betreut.

Ihre Gesprächspartner vor Ort sind:

Herr Henning Heese, Verein Historisches Paretz e.V.

Herr Stefan Schimme, Verein Historisches Paretz e.V.

Frau Daniela Sigl, wissenschaftliche Volontärin, SPSG

Herr Dr. Detlef Fuchs, Kustos für Architektur und Denkmalpflege SPSG

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