Allegorie der "Erde" an der Großen Fontäne von Sanssouci

Werkgetreue Marmorkopie ersetzt das kostbare Original aus dem 18. Jahrhundert

"Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) ersetzt im Rahmen eines über mehrere Jahre angelegten Restaurierungsprojektes die wertvollen Skulpturen des 18. Jahrhunderts an der Großen Fontäne im Park Sanssouci durch werkgetreue Marmorkopien, um die Originale im Depot zu sichern. Bei den Maßnahmen werden die Originalskulpturen geborgen, restauriert, in Gips zum Modell ergänzt und dann mit großer Genauigkeit in Marmor aus Carrara kopiert. Als zweite mehrfigurige Marmorkopie kann jetzt die Allegorie der "Erde" im Französischen Rondell aufgestellt werden. Der Potsdamer Bildhauer Wolfgang Wille schuf die Kopie zwischen Oktober 2003 und Juni 2008 nach der Skulpturengruppe von Francois Gaspard Adam (1710-1762). Der Künstler stellte die "Erde" am Beispiel des antiken Mythos der Fruchtbarkeitsgöttin Ceres dar, die den jungen Königssohn Triptolemos, beispielhaft für die Menschheit, im Pflügen unterrichtet. Wie alle Skulpturen der Bildhauerfamilie Adam stellt auch diese Skulpturengruppe höchste Anforderungen an das Können des Bildhauers.

Der 1946 geborene Wolfgang Wille gehört zu den Bildhauern, deren Ausführungsqualität schon bei den ersten größeren Marmorarbeiten wie den Büsten nach Francois Dieussart im Oranierrondell des östlichen Lustgartens sichtbar wurde. Für das Rondell an der Großen Fontäne arbeitete er zunächst die Einzelfiguren des Mars und des Jupiter, bevor er die Kopie der "Erde" in Angriff nahm. Das Ergebnis ist nicht nur eine genaue Kopie des historischen Vorbildes, sondern zeugt auch von einem tiefen Verständnis für die Formensprache Adams, zu beobachten an der Haarbehandlung, den vollendeten Formen der menschlichen Körper oder an der Ausdruckskraft der lebendigen szenischen Darstellung.

Francois Gaspard Adam stammte aus einer lothringischen Bildhauerfamilie. Dem Vorbild seines älteren Bruders Lambert Sigisbert folgend, vervollkommnete er sich nach der Lehre bei dem Vater zunächst in Paris und dann als Stipendiat des Königs in Rom, wo er auch mit Lambert Sigisbert zusammen arbeitete. Er folgte dem Ruf Friedrichs II. nach Berlin und leitete ab 1747 das neu eingerichtete französische Bildhaueratelier, das der König mit den wichtigsten Skulpturen für den Park und das Schloss Sanssouci beauftragte. Vor allem für die Nord-Süd-Achse des Parks erhielt er zahlreiche Aufträge, um das durch die wertvollen Skulpturengeschenke des französischen König Ludwigs XV. angelegte Programm zu vervollständigen. Für das Rondell an der Großen Fontäne schuf er zunächst Apollon und Diana, dann Juno und Jupiter, dann die Allegorie des "Feuers". Mit der 1758 vollendeten Gruppe "Ceres lehrt Triptolemos das Pflügen" wurde das Programm der vier Elemente durch die "Erde" abgeschlossen; die Allegorien von "Wasser" und "Luft" hatte sein Bruder Lambert Sigisbert bereits 1749 vollendet. Die Götter Mars und Minerva gehörten zu den letzten Werken Francois Gaspards für das Rondell, die er in Berlin schuf, wo er ab 1760 durch Sigisbert Michel abgelöst wurde.

Auch die "Erde" erhielt wie alle großen Elementegruppen an der Großen Fontäne, einen viereckigen reliefgeschmückten Sockel, die ebenfalls von erfahrenen Bildhauern in Marmor in den Jahren 2002-2004 kopiert wurden: "Vertumnus" von Franz Cacha (Berlin), "Vesta mit einem Spaten" von Eckhard Böhm (Potsdam), sowie zwei Löwen von Stefan Dürre und Frank Schauseil aus Dresden.

Über die reine bildhauerische Arbeit hinaus war eine enge Begleitung durch die Restaurierungswerkstatt für Skulpturen erforderlich, ebenso die Begutachtungen, die gemeinsam mit der zuständigen Kustodin durchgeführt werden. Für den Marmoreinkauf wurden die italienischen Fachleute Herr Barratini und Cave Michelangelo sowie das Labor Köhler für die Ulltraschallmessungen zur Qualitätsbestimmung der Blockware im Steinbruch hinzugezogen.

Am Aufbau sind außerdem folgende Firmen beteiligt: Steinmetzmeister Roberto Lorenz für die Herstellung der Postamentabdeckung und -basis, die Firma Melior&Partner für den Auf- und Abbau des Postamentes, die Firma Meifert für die Kranaktionen

Die Gesamtkosten für die Erstellung der Marmorkopie belaufen sich auf rund 280.000 Euro, die sich aus 15 .000 Euro für den Marmoreinkauf, 165.000 Euro für die Anfertigung der Skulpturengruppe und 100.000 Euro für die Kopierarbeit des Sockels zusammensetzen."