Die Drei-Grazien-Kommode im Neuen Palais

Nach Abschluss der Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen präsentiert die SPSG zum Geburtstag Friedrichs des Großen die Drei-Grazien-Kommode, die zu den prominentesten deutschen Möbeln des 18. Jahrhunderts zählt, wieder im Neuen Palais.

"Restaurierung des kostbaren Möbelstücks aus dem 18. Jahrhundert abgeschlossen

Die Kommode hat ihren Platz zunächst in der Grünen Damastkammer gefunden und kann dort von den Besuchern des Schlosses besichtigt werden.

Das 1769 im Auftrag des berühmten Preußenkönigs von Heinrich Wilhelm Spindler d.J. angefertigte Möbelstück gehört zur Erstausstattung des Oberen Konzertzimmers im Neuen Palais. Die außerordentlich prächtige Dekoration der Kommode mit Schildpatt, Elfenbein, Perlmutt und versilberten Bronzebeschlägen stammt aus der Werkstatt von Melchior Kambly. An der Front ist das namengebende mythologische Motiv der Drei Grazien zu sehen, das sich ebenfalls prominent als Skulpturengruppe auf der Kuppel des Neuen Palais befindet. Damit nimmt die Kommode ikonographisch auf den Schlossbau Bezug, der bereits zur Erbauungszeit als provokante Demonstration der wirtschaftlichen Stärke Preußens angesehen wurde. Anmut und Leichtigkeit, wie sie in den Drei Grazien zum Ausdruck kommen, sollten zeigen, dass Preußen den Siebenjährigen Krieg ohne Anstrengung und ohne finanziellen Schaden gewonnen hatte.

Hinter der klappbaren Front der Kommode befinden sich zwei klassizistisch dekorierte Schubladen, die das alte Vorurteil widerlegen, Friedrich der Große habe bei seinen Aufträgen in der beginnenden Epoche des Klassizismus an dem "veralteten" Stil des Rokoko festgehalten. Die Deckplatte ist nicht, wie üblich, aus Marmor, sondern ebenfalls furniert. Auf ihr ist eine arkadische Landschaft mit einem Monopteros und ruhenden Schäfern zu sehen. Dem noch unter Friedrich dem Großen angelegten Inventarband des Jahres 1784 ist zu entnehmen, dass das Möbelstück bereits früh Schäden aufwies: "Cammer /: eigentliche Concert Cammer:/ [...] 1 Commode von Schildkröte und mit Perlemutter decorirt, samt dergleichen Blatt, so schadhaft ist."

Die SPSG plant, das Möbelstück zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen im Jahr 2012 wieder an ihrem ursprünglichen Ort im Oberen Konzertzimmer des Neuen Palais zu platzieren.

Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen

An der gesamten Kommode wurden Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten durchgefürt. Grundlage für diese Arbeiten waren umfangreiche Pigment- und Bindemittelanalysen und eine detaillierte Schadenskartierung. Hauptsächlich wurden die zahlreichen losen Furniere (Schildpatt, Horn, Elfenbein, Permutt und die Metalleinlagen) niedergelegt. Frühere Ergänzungen mit falschen Materialien wurden entfernt und durch Originalmaterial ersetzt. Alle Metalle wurden, dem Gesamtbild der Kommode angepasst, vorsichtig gereinigt. Ein fehlender Beschlag, eine Metalleinlage und fehlende Befestigungsmittel wurden nachgefertigt. Ausgenommen aus den Maßnahmen wurde die Kommodenvorderfront in Form einer Klappe. Diese wurde im Zuge einer Diplomarbeit von Martin Käferstein 2001 an der Fachhochschule (FH) Potsdam restauriert. Die Arbeiten wurden bei konstanten Klimabedingungen (Luftfeuchte ca. 45-50 Prozent ) ausgeführt. Bei allen Restaurierungsarbeiten wurden die Schubkästen besonders lichtgeschützt aufbewahrt, da diese noch gut erhaltene lichtempfindliche farbige Marketeriebereiche aufweisen.

Die Holz - und Furnierarbeiten, sowie die Untersuchungen und Schadenskartierungen wurden von der Restaurierungswerkstatt Broschke aus Potsdam, die Metallarbeiten von den Restaurierungswerkstätten Karsch aus Leipzig und Hertel aus Berlin ausgeführt.

Über die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten stellte die Cornelsen Kulturstiftung für die aufwändige Restaurierung der Kommode Mittel in Höhe von 25.000 Euro zur Verfügung. Seit nun 25 Jahren engagieren sich die Freunde für die Preußischen Schlösser und Gärten. Auch die Cornelsen Kulturstiftung hat in Berlin und Brandenburg Beachtliches geleistet: Über 20 kunsthistorisch bedeutsame Projekte wurden bereits mit Mitteln der gemeinnützigen Stiftung der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht."