Neuer Blickpunkt im Neuen Garten

Am Quapphorn ist die reetgedeckte Eremitage Friedrich Wilhelms II. wieder erstanden

"Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) feiert gemeinsam mit Mäzenen und beteiligten Firmen die wieder erstandene Eremitage im Neuen Garten. Mit der Rekonstruktion des am Jungfernsee gelegenen Holzbaus gewinnt der Neue Garten eine seiner interessantesten Parkarchitekturen, die König Friedrich Wilhelm II. im Umkreis des Marmorpalais anlegen ließ, zurück. Möglich wurde dies Dank der Hilfe des Rotary-Clubs Potsdam, der das Vorhaben mit einer Spende von 50.000 Euro und großzügigen Sachleistungen, erbracht von verschiedenen Handwerksbetrieben, unterstützt.

"... die Eremitage, ein im Gebüsch versteckter, mit Eichenborke verkleideter Pavillon, ohne Fenster, dessen Inneres sein Licht durch eine Kugel empfängt." So heißt es noch 1850 in einem Touristenführer von Potsdam. Die Eremitage, auf der Spitze einer in den Jungfernsee vorspringenden Landzunge gelegen und gegen den Garten mit einer dichten Nadelholzpflanzung abgeschirmt, war eine von mehreren historisierenden und exotischen Parkarchitekturen im Neuen Garten, den Friedrich Wilhelm II. ab 1787 an der Westseite des Heiligen Sees errichten ließ. Die architektonische Gestaltung der Anlage begann 1787 mit dem klassizistischen Schlossbau des Marmorpalais durch Carl von Gontard und Carl Gotthardt Langhans.

Die Eremitage war 1796 für König Friedrich Wilhelm II. unter der Leitung des Hofzimmerermeisters Johann Gottlob David Brendel (1753-1803) errichtet worden. Sie zählt zu den modischen Gartenarchitekturen des ausgehenden 18. Jahrhunderts, für die der König eine persönliche Vorliebe hegte. Der äußerlich mit Eichenborke verkleidete und mit einem Reetdach gedeckte Pavillon besaß im Inneren einen luxuriösen Salon, der von damals führenden Künstlern und Kunsthandwerkern ausgestattet wurde. Der Fußboden bestand aus farbigem Marmor, die furnierte Wandvertäfelung war mit Schnitzereien und Intarsien geschmückt. Das Deckengemälde stellte Apoll im Zentrum der Musen und Planetengottheiten dar. In den Wandnischen waren Gipskopien aus einer antiken Statuengruppe aufgestellt. Der fensterlose Salon wurde nur durch ein Oberlicht beleuchtet. Vor der Eremitage betonten dunkle Nadelbäume den geheimnisvollen Charakter des Ortes.

Die seit Kriegsende 1945 vernachlässigte Eremitage wurde nach dem Mauerbau 1961 im Zuge des Ausbaus der DDR-Grenzanlagen am Jungfernsee abgetragen und Teile der inneren Wandvertäfelung im Keller des Neuen Palais eingelagert. Die beim Abbau verursachten Schäden und die schlechten Lagerbedingungen führten zu weiteren Substanzverlusten, so dass neben dem Fundament nur noch wenige Fragmente der Holzvertäfelung erhalten geblieben sind. Obwohl der im Grenzstreifen verbliebene rechteckige Sockel aus Kalksteinquader jahrzehntelang ungeschützt der Witterung ausgesetzt war, zeigt er noch wichtige Spuren des einstigen Marmorfußbodens. Mit der Wiederherstellung der reetgedeckten Fachwerkkonstruktion wurde ein wirksamer Schutz für den originalen Sockelbau geschaffen.

Nachdem am 26. April mit dem Bau begonnen wurde und am 13. Juni das Richtfest gefeiert werden konnte, ist der Wiederaufbau des Holzgebäudes nun weitgehend abgeschlossen. Auf den Einbau der empfindlichen Wandvertäfelungsfragmente hat die SPSG aus sicherheitstechnischen und konservatorischen Gründen verzichtet. Die charakteristische Borkenverkleidung des Außenbaus konnte noch nicht angebracht werden, da das nötige Material nur zu bestimmten Zeiten im Jahr gewonnen werden kann."