Stiftungsrat bestätigt Investitionsbedarf

SPSG legt Masterplan mit 13 prioritären Projekten und 285 Millionen Euro zusätzlichem Finanzvolumen für die nächsten zehn Jahre vor

"Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat seit ihrer Gründung 1995 schon mehr als 165 Millionen Euro in die überwiegend zum UNESCO-Welterbe gehörende preußische Schlösser- und Gartenlandschaft investiert. Mit diesen Mitteln konnten viele bedeutende Anlagen in einer einzigartigen Kulturlandschaft zurückgewonnen, gesichert oder vor dem endgültigen Verfall bewahrt werden.

Angesichts des weiterhin hohen Investitionsbedarfs und unübersehbarer Schäden beauftragte der Stiftungsrat, dem Vertreter der Länder Berlin und Brandenburg sowie des Bundes angehören, den Generaldirektor mit der Erstellung einer strategischen Investitionsplanung für alle anstehenden Investitionen mit einem Zeitrahmen von 25 Jahren. Diese Gesamtplanung mit einem Finanzbedarf von rd. 730 Mio. Euro für über 500 einzelne Maßnahmen liegt jetzt in Form eines strategischen Investitionsplans vor. Er bildet die Grundlage für die allerwichtigsten, nicht aufschiebbaren Projekte für die nächsten 10 Jahre, die ein Investitionsvolumen von 285 Mio. Euro umfassen, wobei für einen Teil dieses Bedarfs grundsätzlich auch Fremdfinanzierungsmodelle wie Public Private Partnership- oder Contracting-Finanzierungen angestrebt werden. Der Stiftungsrat hat diesen Masterplan auf seiner gestrigen Sitzung bestätigt und als Grundlage für die weitere Investitionsplanung der SPSG bestimmt.

Größte Einzelprojekte des Masterplans sind das Neue Palais mit 68 Mio. Euro (Finanzbedarf insgesamt 122 Mio. Euro), das Schloss Charlottenburg mit 32 Mio. Euro (Finanzbedarf insgesamt 85 Mio. Euro) und auf Schloss Babelsberg 22 Mio. Euro (Finanzbedarf insgesamt 35 Mio. Euro). Weitere Projekte sind der Aus- bzw. Neubau von Besucherservicezentren am Schloss Sanssouci, am Neues Palais und am Schloss Charlottenburg oder die Um- bzw. Neubauten in den Depot- und Werkstattbereichen. Die Umsetzung des zunächst auf 10 Jahre angelegten Masterplans, der dann fortgeschrieben werden muss, konzentriert sich auf die Maßnahmen, mit denen einerseits möglichst schnell Gefährdungen des Kulturgutes abgewendet werden und anderseits solche Investitionen in Baudenkmäler, Gartenanlagen und Besucherzentren realisiert werden, die eine nen-nenswerte Steigerung der Besucherzahlen mit entsprechenden Einnahmen oder die Betriebskosteneinsparungen möglich machen.

Mit den Investitionen in den Masterplan kommt die SPSG nicht nur ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Erhaltung und Sicherung des ihr anvertrauten Kulturerbes nach. Von ihnen werden auch deutliche Impulse für den Wachstumsmotor "Tourismus" ausgehen. Der zu erwartende Besucherzuwachs infolge der Sogwirkung attraktiverer kultureller Angebote wird in der Region Berlin-Brandenburg zu einem dauerhaften Zuwachs von 300 bis 400 Arbeitsplätzen in der Tourismuswirtschaft führen. Hinzu kommen die unmittelbar beschäftigungswirksamen Effekte in den gewerblichen Bereichen durch die anstehenden Investitionen.

Die bisher in die Schlösser und Gärten investierten 165 Millionen Euro stammen nicht nur aus dem regulären Stiftungshaushalt , sondern schließen in hohem Umfang zusätzliche Mittel der Zuwendungsgeber - vor allem für die nach 1990 neu übertragenen Schlösser (z. B. EFRE-Mittel für Schlösser wie Königs Wusterhausen, Oranienburg, Rheinsberg und Schönhausen bzw. Landesmittel aus Brandenburg für Schloss Paretz) - oder private Spendengelder (z. B. Belvedere Klausberg, Belvedere Pfingstberg, Schloss Paretz, Schloss Caputh) ein.

Der noch immer hohe Investitionsbedarf bei den der SPSG anvertrauten Kulturgütern (ca. 300 historische bauliche Anlagen, ca. 750 ha historische Gärten sowie weit über 120.000 Kunst-werke) erklärt sich daraus, dass sich viele in einem inakzeptablen - in Einzelfällen auch besorgniserregenden Zustand - befinden:

- die bauliche Substanz zentraler Zeugnisse deutscher Kultur und Geschichte (z. B. Schloss Babelsberg, Neues Palais oder Orange-rieschloss Sanssouci ) hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert;

- wesentliche Teile des Kunstgutes sind seit Jahrzehnten in mangelhaften Räumen aufbe-wahrt, dem Verlust durch unsachgemäße Lagerung, Klima und Schädlinge preisgegeben;

- die seit 1945 provisorische Unterbringung von Depots, Restaurierungswerkstätten und der Grafischen Sammlung unter dem Dach des Neuen Palais birgt - wie das traurige Beispiel der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar zeigt - ein hohes Ri-siko des unwiederbringlichen Verlustes unschätzbarer Kunstwerke in sich.

Die Ursache für diese Missstände ist, dass der SPSG für die Bewältigung ihrer gesetzlichen Erhaltungsaufgaben kein annähernd bedarfsgerechtes Budget zur Verfügung steht. Die Höhe der Investitionsmittel im regulären Siftungshaushalt resultiert noch aus einer Festsetzung aus den Jahren 1990/1991, als weder planerisch noch personell ausreichende Grundlagen für die investiven Aufgaben gegeben waren.

Die in den Folgejahren kontinuierlich aufgestellten Planungsgrundlagen haben nicht zu einer bedarfsgerechten Veranschlagung und damit Erhöhung der Zuwendungen geführt. Der Bundesrechnungshof kritisierte 2005 die mangelnde finanzielle Ausstattung, weil sie zu einem unwirtschaftlichen Mitteleinsatz zwingt und zu stark steigenden Investitionsbedürfnissen führt.

Die SPSG steht also nach wie vor und dringlicher denn je vor der Aufgabe, den jahrzehntelangen Investitionsstau als Folge zweier deutscher Diktaturen bzw. der deutschen Teilung sowie immer noch Kriegsschäden (z. B. Communs am Neuen Palais) beheben zu müssen. Ansonsten wird neben weiteren Schließungen von Häusern und Räumen die Gefahr des irreparablen Substanzverlust unvermeidlich. In der Konsequenz ist eine Gefährdung des UNESCO-Welterbestatus nicht auszuschließen."