Wiedereröffnung des Jagdschlosses Grunewald

"Am 28. Mai 2009 wird das Jagdschloss Grunewald, das älteste erhaltene Hohenzollernschloss in Berlin, nach dreijähriger sanierungsbedingter Schließung wieder eröfnet. Kurfürst Joachim II. ließ das Schloss "Zum Grünen Walde" 1542 errichten, fast 400 Jahre lang diente es den Hohenzollern als Jagdresidenz, wurde immer wieder verändert und ab 1932 als Museum genutzt. Anlässlich der Wiedereröffnung präsentiert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) zwei Sonderausstellungen im Schloss: Im Erdgeschoss werden die jüngsten Baumaßnahmen thematisiert, während im ersten Obergeschoss unter dem Titel "Von Angesicht zu Angesicht" Berliner Porträtmalerei vom Barock bis zum Biedermeier zu sehen ist.

Zur Geschichte des Jagdschlosses

Das 1542 auf Veranlassung von Kurfürst Joachim II. errichtete Gebäude wurde bis zum Ende der Hohenzollernherrschaft nahezu vier Jahrhunderte als Jagdschloss oder auch als idyllischer Rückzugsort genutzt und somit immer wieder baulich modernisiert. Neben rudimentären Elementen aus der Erbauungszeit zeigt es sich überwiegend in seiner barocken Neugestaltung, die Friedrich I. 1705/06 veranlasste. Aber vor allem war das Schloss durch die umfänglichen Modernisierungsarbeiten gekennzeichnet, die 1901-1909 auf Veranlassung Wilhelms II. erfolgten.

Mit der Eröffnung 1932 bestritt der Schlösserdirektor Ernst Gall, der seinen Mitarbeiter Georg Poensgen mit der Einrichtung des Schlosses betraute, hier jedoch im Unterschied zu den übrigen Museumsschlössern einen anderen konzeptionellen Weg. Die Orientierung galt einem Schlossmuseum, wobei vordergründig der Gedanke zur Einrichtung einer Galerie in den beiden Obergeschossen verfolgt wurde, die aus dem Vorrat anderer Schlösser gespeist wurde. Poensgen ordnete vor allem altdeutsche und niederländische Gemälde ein, arrangierte Berliner Porträts des 18. und 19. Jahrhunderts und führte den Besucher des Jagdschlosses gleichfalls in ein bürgerliches Ambiente.

Nach dem Zweiten Weltkrieg knüpfte 1949 Margarete Kühn, Direktorin der West-Berliner Schlösserverwaltung, mit der Wiedereröffnung Grunewalds als erstem Museum im Berlin der Nachkriegszeit nahtlos an die Konzeption der 1930er Jahre an. Der Gemäldebestand − zu dessen bedeutendem Kern vor allem Werke der beiden Cranachs, ihrer Werkstatt und Nachfolger zählen - wurde durch Neuerwerbungen in den folgenden Jahrzehnten stetig ergänzt.

Mit Gründung der SPSG 1995 ergab sich die Möglichkeit, wichtige Werke flämischer und holländischer Maler, die bisher im Grunewald gezeigt wurden, an ihre ursprünglichen, als Museumsschlösser neu hinzugewonnenen Aufbewahrungsorte zurückzuführen.

Ab 2011 wird der Bestand an altdeutschen Bildern mit den Cranachgemälden im Jagdschloss Grunewald den Ausstellungsschwerpunkt bilden. Als Referenz an den Ort werden auch weiterhin Gemälde zum Themenkreis höfische Jagd gezeigt. Ein anderer Ausstellungsbereich des Schlosses wird Sonderthemen vorbehalten bleiben.

Die jüngsten Sanierungsmaßnahmen:

Die Ausstellung im Erdgeschoss

Auf den ersten Blick wird der Besucher nicht unbedingt die baulichen Veränderungen wahrnehmen, die die SPSG maßgeblich mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung von 2006 bis 2008 umsetzen konnte. Neu ist der gesamte Besucherservice, der nunmehr in der zu Beginn des 19. Jahrhunderts erbauten ehemaligen Remise eingerichtet wurde. Der Museumsshop ist mit einer kleinen gastronomischen Einrichtung kombiniert worden. Durch die Öffnung einer nach 1945 verschlossenen Tür wurde eine direkte räumliche Verbindung zur einstigen Großen Küche der Schlossanlage wiederhergestellt. Der gewölbte Raum, der nur noch wenige Spuren seiner einstmaligen Küchennutzung bewahrt hat, ist jetzt als vielfältiger Veranstaltungsraum erlebbar.

Die gesamte Wärmeversorgung der Schlossanlage erfolgt nicht mehr - wie vor der Sanierung - über fünf dezentrale Heizungen, sondern nur noch über eine Heizzentrale im ehemaligen Marstall. Allerdings wird dem aufmerksamen Museumsbesucher nach Betreten des Schlosses die neu eingefügte Glastür zur Großen Hofstube nicht entgehen. Die Tür ist signifikant für die Maßnahmen im Schloss, die vor allem der Verbesserung der konservatorischen Bedingungen in den Museumsräumen dienen. Hierzu gehört auch der Ersatz der 1973 errichteten Luftraumheizung durch eine herkömmliche Warmwasserheizung, die eine gleichmäßigere Wärmeverteilung in den einzelnen Museumsräumen garantiert. Ergänzt wurden diese raumklimatischen Verbesserungen durch eine Sparisolierverglasung der Fenster, mit Ausnahme der wenigen noch aus dem 19. Jahrhundert erhaltenen mundgeblasenen Gläser im zweiten Obergeschoss. Flankierend dazu erhielten alle Fenster Lichtschutz.

Die Ausstellung im Erdgeschoss gliedert sich in zwei Teile:

Große Hofstube:

In der Großen Hofstube befinden sich Informationen zur Geschichte des Schlossmuseums Grunewald seit der Eröffnung 1932. Hier ist auch eine Installation mit der Einrichtung des Raumes von 1932 zu sehen, ferner werden alte Schlossführer und ein Kassenbuch früherer Jahre präsentiert. Dazu gibt es ausführliche Erläuterungen der Umbauarbeiten und zur Entdeckung der Hofstube von 1973/74 sowie Informationen zur Deckenrestaurierung in der Fassung von 1973/74

Königliches Schlafzimmer:

Im Königlichen Schlafzimmer erfahren die Besucher Einzelheiten über die kürzlich abgeschlossenen Instandsetzungsmaßnahmen und die jüngsten Bauforschungsergebnisse anhand von Informationstafeln und einer Videoinstallation. Schwerpunkten sind die Bauforschung, die Verbesserung der konservatorischen Bedingungen für die Kunstexponate im Schloss, der Umbau der Remise zum Besucherservicezentrum sowie die Tief- und Wegebauarbeiten in der gesamten Schlossanlage."