Hilfsaktion für barocken Wandteppich gestartet

Förderverein unterstützt Restaurierung einer kostbaren Tapisserie für Schloss Schönhausen

Heute hat der Förderverein Schloss und Garten Schönhausen e.V., vertreten durch den Vorsitzenden Uwe Katzer, einen Scheck über 5.200 Euro an Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), übergeben. Die Bereitstellung der Summe ist Auftakt für die Restaurierung eines barocken Wandteppichs aus der flämischen Tapisserie-Werkstatt von Oudenaarde in Flandern, die die SPSG nun in Angriff nehmen kann.

Der im frühen 18. Jahrhundert entstandene Wandteppich gehörte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs zum Inventar des Stammsitzes der gräflichen Familie zu Dohna im ostpreußischen Schlobitten. Die Familie war eines der wichtigsten ostpreußischen Adelsgeschlechter und stellte über Jahrhunderte Militärs und Minister für das preußische Königshaus. Sie verkörpert wie keine zweite die Geschichte Preußens. Ihr Stammsitz, Schloss Schlobitten, wurde 1945 zerstört. Mitte des 17. Jahrhunderts waren die Grafen zu Dohna die ersten Besitzer des Berliner Schlosses Schönhausen. Ein Teil des kostbaren Inventars konnte von der SPSG erworben werden und wird heute in Schönhausen präsentiert.

Ein Glücksfall ist, dass neben einer Vielzahl kleinkunsthandwerklicher Objekte (Silber, Porzellan, Glas etc.) und zahlreichen Gemälden auch einige der kostbaren Möbel und Wandteppiche aus der 1708/1709 in Schlobitten eingerichteten Königswohnung erhalten blieben. In Schönhausen sind sie in Ensemblen ausgestellt. Was aus dem Vorzimmer des königlichen Appartements in Schlobitten erhalten blieb – Gueridons, ein Kabinettschrank sowie ein kleiner und ein großer Wandteppich mit Jagdmotiven – vermag sogar annähernd einen Raumeindruck zu vermitteln.

Tapisserien galten als besonders wertvoll. Sie waren kosten- und zeitaufwändig in der Herstellung, verliehen mit dem Spektrum ihrer Darstellungsthemen, dem Anspruch der Besitzer Ausdruck. Die Restaurierung des großen Wandteppichs (Oudenaarde, Flandern, vor 1713, H: 2,90 m, B: 4,96 m) mit einer Darstellung einer fürstlichen Jagd aus der "königlichen Vorstube" der Schlobitter Königswohnung ist deshalb ein dringendes Desiderat. Die Tapisserie ist in der Ausstellung bisher nur im kleinen Foto vor freier Wandfläche dokumentiert, was die Lücke besonders auffällig macht. Die erheblichen Schäden sind in den Nachkriegstagen entstanden. Alexander Fürst zu Dohna-Schlobitten hatte den Wandteppich zur Restaurierung in das Berliner Schlossmuseum gegeben und wie der Fürst in seinen Memoiren schreibt, fand er sich dort nach Kriegsende "bis zur Unkenntlichkeit verschmutzt und erheblich beschädigt".

Das Geld für die Restaurierung des Wandteppichs hat der Förderverein durch den Verkauf von speziellen Kunstaktien an interessierte Bürger und eine Unternehmenszuwendung gesammelt.

Der Verein wurde 2009 durch elf politik- und geschichtsinteressierte Bürgerinnen und Bürger aus unterschiedlichen Berufen und mit verschiedenen Neigungen gegründet.

Schloss Schönhausen

Schloss Schönhausen gehört zu den wenigen Schlossbauten Berlins, die den Zweiten Weltkrieg unversehrt überstanden haben. 1740 schenkte Friedrich II. (der Große) das Anwesen seiner Gemahlin Elisabeth Christine, die es bis zu ihrem Tode 1797 bewohnte. Herausragend sind die

in weiten Teilen noch vorhandenen Raumausstattungen des späten 17. und des 18. Jahrhunderts, darunter ein prachtvoller stuckierter Festsaal und das über drei Stockwerke

reichende doppelläufige Treppenhaus. Das u.a. von Nering, Eosander und Boumann d.Ä. gestaltete Schloss ist trotz späterer baulicher Eingriffe noch heute ein bedeutendes Zeugnis friderizianisch-barocker Architektur.

Ebenso denkwürdig ist der Ort für seine bewegte Geschichte: Kurfürst Friedrich III. bereitete hier seine Erhebung zum ersten preußischen König Friedrich I. im Jahre 1701 strategisch vor. Als eines von zwei Berliner Depots für so genannte "Entartete Kunst" wurde das Bauwerk im Nationalsozialismus genutzt. In der Nachkriegszeit diente das Schloss zunächst als Sitz des Präsidenten der DDR, später als Gästehaus. Die Tagungen des Zentralen Runden Tisches und schließlich das Außenministertreffen der "Zwei-plus-Vier-Gespräche" 1990 verbanden den Ort eng mit der jüngsten Geschichte Deutschlands.

Nach der umfassenden Sanierung ist das Schloss Schönhausen seit dem 19. Dezember 2009 für den regulären Besucherverkehr geöffnet. Seit der Eröffnung widmet sich ein Ausstellungsbereich der Geschichte des ostpreußischen Schlosses Schlobitten und seiner Bewohner, der Burggrafen, Grafen und Fürsten zu Dohna. Kunstwerke aus dem Inventar des Schlosses Schlobitten werden hier präsentiert und erzählen ihre Geschichte.

Der FÖRDERVEREIN SCHLOSS & GARTEN SCHÖNHAUSEN e.V.i.G. stellt sich vor:

Das Geld für die Restaurierung hat der Förderverein durch den Verkauf von speziellen Kunstaktien an interessierte Bürger und eine Unternehmenszuwendung gesammelt.

Der Verein wurde 2009 durch elf politik- und geschichtsinteressierte Bürgerinnen und Bürger aus unterschiedlichen Berufen und mit verschiedenen Neigungen gegründet.

Weitere Informationen zu dem Verein unter:
www.foerderverein-schoenhausen.de

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