Venus und Merkur zurück im Park Sanssouci

Werkgetreue Marmorkopien der Originale schmücken das Französische Rondell

"Nach über zehn Jahren geht die Arbeit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) an den Marmorkopien für das Französische Rondell im Park Sanssouci ihrem Abschluss entgegen. In den letzten Jahren konnte die SPSG bereits Kopien nach zwei Elementegruppen und sechs Götterdarstellungen der Öffentlichkeit übergeben, nun folgt im vorletzten Schritt die Aufstellung der Kopien nach den Statuen der Venus und des Merkur von Jean-Baptiste Pigalle. Die gesamte Maßnahme zur Sicherung der kostbaren Originale des Französischen Rondells verdeutlicht, dass die SPSG in der Betreuung des Parkes Sanssouci in einer Tradition der Bildpflege steht, die gleichzeitig mit der Fortführung eines sehr spezialisierten Handwerks verbunden ist.

Venus und Merkur erfahren jetzt zum dritten Mal ihre Aufstellung an diesem Ort: Als Geschenke des französischen Königs Ludwig XV. an Friedrich den Großen fanden die marmornen Originalskulpturen 1752 hier ihren Platz. Merkur wurde bereits 1844 durch eine Kopie von Heinrich Berges ersetzt und die Venus 1904 durch eine Kopie von Paul Hubrich. Im Jahre 2010 sind es nun die Arbeiten der beiden Bildhauer Rudolf Böhm und Wolfgang Wille, die den Blick zu den Stufen hinauf nach Schloss Sanssouci rahmen: würdige Stellvertreter für die Bildwerke von Pigalle, die heute im Bodemuseum in Berlin zu sehen sind.

Friedrich der Große bedankte sich am 31. Januar 1750 begeistert für das Geschenk des französischen Königs. Friedrich hatte sich schon seit Jahren um hochrangige französische Werke der Zeit bemüht, so dass dieses Geschenk seinen Gestaltungsabsichten entgegenkommen musste. Mit dem Präsent, zu dem noch weitere Bildwerke gehörten, war der Auftakt zur Gestaltung des Französischen Rondells zu Füßen des Schlosses Sanssouci gegeben, das mit vier Elementedarstellungen und den Statuen acht antiker Gottheiten einen konzeptionellen Höhepunkt des Parkes bildet. Mit den beiden Skulpturen Pigalles gelangten 1752 ganz außergewöhnliche Kunstwerke in den Park Sanssouci.

Jean-Baptise Pigalle (1714–1785) war in den Werkstätten von Robert Le Lorrain und Jean-Baptiste Lemoyne, bedeutenden Meistern der französischen Bildhauerkunst, ausgebildet worden. Obwohl ihm noch 1740 die öffentliche Anerkennung durch den Prix de Rome der Académie Royale de Peinture et de Sculpture versagt geblieben war und er sich deshalb auf eigene Kosten in Rom weiterbildete, wurde er 1744 in die Académie Royale aufgenommen und erhielt Aufträge vom König selbst. Aufnahmestück für die Akademie war der Merkur, der schon im Modell Aufsehen erregt hatte. Diese Skulptur war die Verkörperung des bildhauerischen Ideals schlechthin, der Antike in der vollendeten Darstellung der Natur nachzueifern. Darüber hinaus erlangte Pigalle durch seine fast illusionistische Behandlung der Details im Gegensatz zur den sehr fein ausgearbeiteten Werken seiner Zeitgenossen eine Sonderstellung. Dies gilt auch für die Venus, die als Pendant zum Merkur konzipiert ist.

Auf die besondere Arbeitsweise Pigalles hatten sich die beiden Potsdamer Bildhauer Rudolf Böhm und Wolfgang Wille bei den mehrjährigen Arbeiten an den Marmorkopien für den Park Sanssouci einzustellen. Rudolf Böhm verfügt als langjähriger Leiter der Restaurierungswerkstatt für Skulpturen der SPSG über einen immensen Erfahrungsschatz im Umgang mit historischen Bildhauerhandschriften. Wolfgang Wille gehört in der Abfolge seiner Bildhauerarbeiten von Bildnissen nach Francois Dieussart und mehrerer Statuen und Gruppen nach den Bildwerken von Francois Gaspard Adam für das Französische Rondell zu dem Kreis der Bildhauermeister, die sich die sensible Praxis der werkgerechten Kopie zu eigen gemacht haben. Für die beiden erfahrenen Potsdamer Bildhauer waren die Arbeiten an den Werken des Meisters der französischen Klassik eine neue Herausforderung, da sich die Handschrift Pigalles deutlich von der eher vertrauten der Brüder Adam, die die anderen Bildwerke des Rondells schufen, unterscheidet.

Auch die Bildhauer der beiden Rundpostamente mit Stoffdraperie, Frank Schauseil und Konscha Schostak, gehören zu diesem Kreis. Ihr Können zeigt sich hier in der Wiedergabe der komplizierten Faltenwürfe der Postamente.

Wesentliche Grundlage für das Gelingen bildete die Unterstützung des Chefrestaurators der SPSG. Die intensive Betreuung durch die Mitarbeiter der SPSG, die freundliche und kollegiale Unterstützung durch die Skulpturensammmlung der Staatlichen Museen zu Berlin und die zuverlässige Transportarbeit von Melior & Partner haben wesentlich zum Gelingen beigetragen.

Die SPSG plant, mit der Aufstellung der Allegorie des Feuers im Oktober 2010 die Arbeiten am Französichen Rondell abzuschließen."