Kaiserschloss Posen

"Von der "Zwingburg im Osten" zum Kulturzentrum "Zamek".

Ausstellung vom 3. August bis 12. Oktober 2003 im Neuen Palais von Sanssouci"

"Erstmals beschäftigt sich eine Ausstellung mit der Geschichte des ehemaligen Kaiserschlosses in Posen (heute Poznan, Polen), des größten noch erhaltenen Schlossbaues der Hohenzollern. 1902 beauftragte Kaiser Wilhelm II. (1888–1918) die Errichtung einer Schlossanlage als „Zwingburg im Osten“, 1939 ließ Adolf Hitler das Kaiserschloss in die „Führer- und Gauleiterresidenz“ im „Wartheland“ umbauen. Heute ist das Schloss mit seiner wechselvollen Geschichte einzigartiges Symbol der deutsch-polnischen Beziehungen der vergangenen hundert Jahre.

Die Gemeinschaftsausstellung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) und des Kulturzentrums „Zamek“, heute Betreiber des Schlosses, dokumentiert mit rund 100 Fotografien, Plänen und Möbelstücken die Geschichte des Schlosses. Die Präsentation ist Auftakt einer langfristigen Kooperation zwischen SPSG und Kulturzentrum, die u.a. weitere Ausstellungsprojekte und gemeinsame Marketing-Maßnahmen umfasst.

Die Ausstellung wird die vier das Schloss prägenden Phasen mit verschiedenen Objekten präsentieren: Kaiserzeit, Zwischenkriegszeit, Nationalsozialismus und die Zeit nach 1945. Neben Plänen aus der Zeit der Erbauung und der Umgestaltung durch die Nationalsozialisten werden u.a. kaiserliche Ausstattungsgegenstände oder der Schreibtisch von Artur Greiser, Gauleiter und Reichsstatthalter, zu sehen sein. Fotografien, Pläne und weitere Möbelstücke dokumentieren die Zwischenkriegszeit und die Entwicklung nach 1945. Auf dem Ehrenhof des Neuen Palais ist der kaiserliche Thron ausgestellt. Darüber hinaus wird in den Katalog-Beiträgen die enge Verknüpfung des Schicksals der Stadt Posen mit der Entwicklung des Schlosses unter den verschiedenen politischen Systemen deutlich.

Die riesige Schlossanlage mit rund 600 Räumen wurde von 1905 bis 1910 in dem Preußen 1793 zugefallenen Posen errichtet. Als Ausdruck des deutschen Herrschaftsanspruchs über die ehemals polnischen Gebiete wurde die Residenz in der Formensprache des Mittelalters als romanische Kaiserpfalz errichtet. Architekt war Franz Schwechten, Wilhelms II. Lieblingsarchitekt, der z.B. in Berlin die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche und den Anhalter Bahnhof, in Potsdam die ehemalige Kriegsschule auf dem Brauhausberg (heute Sitz des Brandenburgischen Landtags) erbaute. Trotz des gewaltigen Aufwandes – der Thronsaal übertraf in seiner Größe den Weißen Saal im Berlin Schloss – verbrachte die kaiserliche Familie hier nur wenig Zeit.

Nach der Gründung des unabhängigen polnischen Staates 1918 war das Schloss zwischen den Kriegen Sitz der neu gegründeten Universität in Posen und diente Repräsentationszwecken.

Anknüpfend an die Kaiserzeit, ließ Adolf Hitler das Schloss u.a. von Franz Böhmer, Studienkollege von Albert Speer, vor allem im Inneren umgestalten. Das einstige Kaiserschloss sollte nun als Brücke zwischen dem Deutschen Reich und den Ostgebieten dienen. Unter „höchster Dringlichkeitsstufe“ wurde bis kurz vor Kriegsende weitergebaut. Bis heute hat sich im Inneren der Stil der NS-Staatsarchitektur Speerscher Prägung als eines der wenigen Zeugnisse dieser Art erhalten.

Nach dem Krieg war zunächst der Abriss des Schlosses geplant. Dann nutzten die städtischen Behörden Posens die Räume. Nach 1960 zog das neu gegründete Kulturzentrum in das Schloss. In den 70-er Jahren wurde der kriegsbeschädigte Turmkopf vereinfacht wieder aufgebaut. Es folgten die Sanierung des Daches und des Marstalls, die Rekonstruktion des Rosengartens der Kaiserin Auguste Viktoria und der Beginn der Restaurierung der Schlossfassade. Das Bauwerk ist heute ein lebendiger Kulturort mit Kino- und Theatersälen, Ateliers, Ausstellungsflächen, gastronomischen Angeboten und Büroräumen. Das Bauwerk steht unter Denkmalschutz.

Die Gemeinschaftsausstellung der SPSG und des Kulturzentrums ‚Zamek‘ findet im Rahmen von Kulturland Brandenburg 2003 „Europa ist hier!“ und anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt Posen statt.

Die Veranstaltungen von Kulturland Brandenburg werden gefördert mit Mitteln der Bundesregierung, Beauftragte für Kultur und Medien, und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg. Mit freundlicher Unterstützung der brandenburgischen Sparkassen.

Die Ausstellungsgestaltung wurde von der Fachhochschule Potsdam, Fachbereich Design, in Kooperation mit der SPSG durchgeführt.

Ausstellungsgestalter: Martin Keller

Ausstellungsdauer und -orte:

3. August bis 12. Oktober 2003

Untere Rote Kammern des Neues Palais im Park Sanssouci, Potsdam

geöffnet von 10 bis 17 Uhr (außer Freitags)

10. November 2003 bis 18. Januar 2004

Kulturzentrum „Zamek“, Sw. Marcin 80/82, Posen

geöffnet täglich von 11 bis 19 Uhr (außer 24., 25., 31. 12. 2003 und 1. 1. 2004)

Eintritt:

Potsdam 3,00 EUR, ermäßigt 2,50 EUR

Posen Eintritt frei

Literatur:

Zur Ausstellung erscheint eine zweisprachige polnisch/deutsche Begleitpublikation.

16 EUR

Außerdem:

„Hitlers Schloß“, von Heinrich Schwendemann und Wolfgang Dietsche, Ch. Links Verlin Berlin, 200 S., 200 Abb., 34,80 EUR

Rollstuhlfahrer:

Das Neue Palais ist für Rollstuhlfahrer derzeit nicht zugänglich, da der Lift defekt ist."