Konjunkturpaket II des Bundes ermöglichte Sanierungsprojekte der SPSG

"Dank der großzügigen Förderung im Rahmen des vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) verantworteten Konjunkturpaket-II-Teilprogramms "Grundsanierung und energetische Sanierung von Gebäuden" in Höhe von rd. 3,4 Mio. Euro konnte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) in den vergangenen Monaten mit der Sanierung von vier Objekten beginnen, deren Wiederherstellung jetzt komplett bzw. in ersten Bauabschnitten abgeschlossen ist:

- Lorbeerhäuser im Park Babelsberg

- Historisches Gewächshaus im Neuen Garten

- Hofgärtnerhaus im Neuen Garten

- Historische Brauchwasserleitung für den Park Sanssouci

Besonders hervorzuheben ist, dass die Baumaßnahmen, v. a. die sehr komplexe Sanierung der historischen Brauchwasserleitung, innerhalb der sehr ehrgeizigen Terminvorgaben des KP-II-Teilprogramms (Fertigstellung bis Ende 2011) realisiert werden konnten. Der laufende Betrieb der SPSG wird aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie der Länder Berlin und Brandenburg finanziert.

Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesbauministerium: "Das mit 500 Millionen Euro ausgestattete Teilprogramm des Bundesbauministeriums hat dazu beigetragen, Arbeitsplätze in kleinen und mittleren Betrieben der für die Binnenkonjunktur wichtigen Bauwirtschaft zu sichern. Die eingesetzten Mittel führen zudem längerfristig zu erheblichen Energie- und Betriebskosteneinsparungen. Dadurch werden mit diesem Teil des Konjunkturpaketes II neben dem ökologischen Aspekten durchaus auch Entlastungen für künftige Haushaltsjahre erreicht".

Insgesamt werden in dem Teilprogramm des Bundesbauministeriums weit über 700 Bauprojekte gefördert. Schwerpunkte der Förderung sind Baumaßnahmen im Forschungs- und Kulturbereich.

Bomba: Ich freue mich sehr, dass wir mit den der SPSG zur Verfügung gestellten Mitteln zum Erhalt des einzigartigen Kulturerbes in Potsdam beitragen konnten.

Frau Ministerialdirektorin Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel, Abteilungsleiterin beim BKM, erklärte anlässlich des Termins: "Das Konjunkturpaket ist für die Kultur in Deutschland ein wahrer Innovations- und Sanierungsmotor. Wir konnten dank dieses Programms kurzfristig Maßnahmen umsetzen, die sonst sicher erst in ein paar Jahren realisierbar gewesen wären. Davon haben nicht nur Veranstaltungsorte profitiert wie das Haus der Berliner Festspiele oder der Martin-Gropius-Bau in Berlin. Die vier Sanierungsmaßnahmen der Schlösser-Stiftung beweisen einmal mehr, dass wir damit auch zum Erhalt unseres kulturellen Erbes beitragen konnten."

Der Generaldirektor der SPSG, Prof. Hartmut Dorgerloh, dankt den Beteiligten: "Durch das besondere Engagement der Mitarbeiter der SPSG wie auch aller beteiligten Firmen und der Zuwendungsgeber konnten diese sehr umfangreichen und anspruchsvollen Projekte kurzfristig nahezu reibungslos umgesetzt werden. Hierfür möchte ich allen Beteiligten meinen besonderen Dank aussprechen." Der Generaldirektor stellt die Projekte im Einzelnen vor.

Lorbeerhäuser im Park Babelsberg

In der ehemaligen Hofgärtnerei im Park Babelsberg hat die SPSG mit Mitteln des Konjunkturpakets II des Bundes nach einjähriger Bauzeit die zum Teil nur noch als Ruine erhaltenen ehemaligen Lorbeerhäuser der Hofgärtnerei im Park Babelsberg für die Nutzung als Bauteillager fertig gestellt.

Die gut zwei Hektar große Hofgärtnerei im Park Babelsberg wurde auf Anregung und nach den Vorstellungen von Hermann Fürst von Pückler-Muskau für Kaiser Wilhelm I. im südlichen Teil des Parks Babelsberg am Fuße des Flatowturms als planmäßige Anlage nach dem damaligen neuesten Stand der Technik und Pflanzenzucht zwischen 1855 und 1865 angelegt.

Nach einer Schenkung großer Lorbeerbäume des Bankiers Gerson Bleichröder an den Kaiser wurde die achsensymmetrische Anlage der Hofgärtnerei um zwei Lorbeerhäuser (1879 das östliche und 1881 das westliche Lorbeerhaus) als Anbauten an zwei bestehende Treibhäuser erweitert.

Die Lorbeerhäuser dienten als Kalthäuser zur Überwinterung der Lorbeerbäume und anderer Kübelpflanzen. Eine Besonderheit stellte die Grundrisslösung und Erschließung der beiden Häuser dar: Bedingt durch die Hanglage der Gebäude und die Eintiefung in das Gelände zum besseren Frostschutz erfolgt die Bestückung des westlichen Lorbeerhauses durch das östliche Lorbeerhaus hindurch und weiter durch eine Grabenanlage. Diese Grabenanlage zwischen den Lorbeerhäusern wurde durch eine Fußgängerbrücke überspannt, die zum Öffnen der großen Tore im Frühjahr und Herbst abgebaut werden konnte. Rampenanlagen im Innern der Lorbeerhäuser erleichterten das Auf- und Abladen der schweren Kübelpflanzen.

Nachdem ein Großteil des Bestandes an Babelsberger Kübelpflanzen bereits 1895 nach Sanssouci verbracht wurden, waren die Lorbeerhäuser nicht mehr als solche in Betrieb und der Graben wurde spätestens 1931 im Rahmen von Umbaumaßnahmen verfüllt.

Ein Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg im Bereich des verfüllten Grabens zerstörte die angrenzenden Giebelwände der Treibhäuser und Lorbeerhäuser. Nur die Lorbeerhäuser wurden vereinfacht wiederaufgebaut, das östliche Lorbeerhaus verfiel jedoch wie die übrigen Treib- und Gewächshäuser der Hofgärtnerei.

Die Förderung mit Mitteln des Konjunkturpakets II in Höhe von 359.700,- Euro ermöglichte den Wiederaufbau des ruinösen östlichen und die Sanierung des westlichen Lorbeerhauses für die Nutzung als Depot für Baufragmente, die durch die wechselvolle Geschichte des Babelsberger Parks in der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieg im gesamten Park verstreut wurden und seit den 70er Jahren vor allem von dem ehemaligen Parkrevierleiter Karl Eisbein geborgen und gesichert wurden.

Langfristig ist der Wiederaufbau des Babelsberger Lorbeerbestandes geplant und somit auch die Rückführung der Lorbeerhäuser zu ihrer bauzeitlichen Bestimmung.

Historisches Gewächshaus im Neuen Garten

Im Potsdamer Neuen Garten hat SPSG mit Mitteln des Konjunkturpakets II in einem ersten Bauabschnitt die Hüllensanierung eines historischen Gewächshauses der ehemaligen Hofgärtnerei nach 10 monatiger Bauzeit fertiggestellt.

Um 1790 entstehen mit der Anlage des Neuen Gartens durch König Friedrich-Wilhelm II. erste Treibhäuser auf dem Gelände der Hofgärtnerei. An dem Standort des heutigen Historischen Gewächshauses sind ab 1826 erste Bautätigkeiten nachgewiesen. Das Historische Gewächshaus bestand um 1911 aus einem Ensemble von ehemals 5 Gebäudeteilen. Erhalten blieben aus dem Ensemble – wenn auch nur in teilweise ruinösem Zustand – das sogenannte "Rosenhaus", Treibhaus und das Heizhaus mit einem hohen, weithin sichtbaren Schornstein aus Backsteinmauerwerk. Der überkommene Baubestand entstand um 1870 mit dem Bau des Bauteils Treibhaus. Nach 1881 erfolgte die Umsetzung der älteren Planung zu einem Rosenhaus, jedoch mit Veränderungen. Anstelle von Rosen wurden nun Weinstöcke getrieben, die im Außenbereich vor der Ostfassade wurzelten und über Rundbogenöffnungen im Sockelmauerwerk ins Innere geführt wurden, wo sie unterhalb des Glasdachs rankten und gleichzeitig den übrigen Planzen Sonnenschutz boten. Zuletzt wurde 1911 mit dem Einbau einer Warmwasserheizung der hohe Schornstein angefügt.

Um 1930 erfolgte bereits der Abbruch des südlichen Treibhauses. Die übrigen Gebäudeteile des Historische Gewächshauses wurden bis zum teilweisen Verfall als Treibhäuser für unterschiedliche Zier- und Nutzpflanzen betrieben. Als Teil eines Ensembles von kunsthistorischer und geschichtlicher Bedeutung, ist das Historische Gewächshaus seit 1990 Teil des UNESCO- Weltkulturerbes Schlösser und Parks von Potsdam.

Im Rahmen des Konjunkturprogramms II (100%-Förderung in Höhe von 528.000,00 Euro) konnten nun die Fassaden und Dächer des Historischen Gewächshauses wieder hergestellt werden. Die ruinösen Außenmauern mußten hierfür teilweise neu aufgeführt werden. Ebenso sind sämtliche Dächer neu erstanden. Die Stahl-Glasdachkonstruktion des "Rosenhauses" mußte als künftige Arbeitsstätte in veränderter Geometrie (höhere lichte Raumhöhen) wiederaufgebaut werden. Die Verglasung der Treibhäuser erfolgte zur Minimierung des künftigen Energieverbrauchs mit Isolierverglasung.

Die SPSG wird in 2012 in einem 2. Bauabschnitt das Historische Gewächshaus mit einer modernen Heizungsanlage versorgen, so dass im selben Jahr die benachbarten provisorischen Foliengewächshäuser abgebrochen werden können, in denen in diesem Winter letzmalig viele Kübelpflanzen des Neuen Gartens überwintern müssen, bevor sie im nächsten Winter endlich im Historischen Gewächshaus einquartiert werden können.

Hofgärtnerhaus im Neuen Garten

Im Potsdamer Neuen Garten hat die SPSG mit Mitteln des Konjunkturpakets II in einem ersten Bauabschnitt die Hüllensanierung des ehemaligen Hofgärtnerhauses nach 11-monatiger Bauzeit fertiggestellt.

Das Hofgärtnerhaus ist Bestandteil des Ensembles der ehemaligen Hofgärtnerei des Neuen Gartens. Es wurde bereits vor der Entstehung des Neuen Gartens errichtet: Sein niedrigerer Bauteil entstand nach den Erkenntnissen der baubegleitenden Bauforschung schon kurz nach 1722 wahrscheinlich als Plantagenhaus für die Zucht von Seidenraupen. Die zugehörige Maulbeerbaum-Plantage reichte damals bis ans Ufer des Heiligen Sees. Kurz nach 1769 wurde ein höherer Bauteil mit großen Kellergewölben und Mansarddach angebaut. Das Anwesen wurde seitdem zur Weingewinnung und wahrscheinlich zur Verköstigung und Ausschank genutzt. In dem jüngeren, höheren Bauteil wurde der Wein gekeltert und im Keller gelagert ("Presshaus"). In dem ehemaligen Plantagenhaus wurde ein Gastraum eingerichtet, von dessen Ausmalung sich bis heute Teile erhalten haben.

1787 wurde die Parzelle neben anderen Grundstücken am Heiligen See vom preußischen Hof im Auftrag König Friedrich Wilhelm II. zur Anlage des Neuen Gartens angekauft. Zu dieser Zeit bezog der erste Hofgärtner des Neuen Gartens, Johann August Eyserbeck, den zuletzt als Gastraum genutzen Bauteil, während das Presshaus noch bis 1792 als Wirtschaftsbau genutzt wurde. Ab 1792 erfolgte dann der schrittweise Ausbau beider Gebäudeteile zu einer einzigen Wohneinheit. Zuletzt wurde 1850 auch das Mansarddach zu Wohnzwecken ausgebaut und 1878 am Nordgiebel ein Altan (Standerker mit Dachterrasse) angebaut.Die Wohnnutzung blieb bis dato erhalten.

Im Rahmen des Konjunkturprogramms II (100%-Förderung in Höhe von 653.000 Euro) konnten nun die Fassaden und das Dach des Hofgärtnerhauses saniert werden. Zu den größten Herausforderungen zählte die statisch-konstruktive Ertüchtigung der durch Hausschwamm geschädigten Dachkonstruktion und Balkenköpfe. In diesen Bereichen erfolgten im Vorgriff auf den späteren Innenausbau Dämmmaßnahmen zur Verbesserung der energetischen Qualität. Bei der Eindeckung konnte ein Drittel der historischen Biberziegel wiederverwendet werden. Das Kelleraussenmauerwerk wurde gegen Feuchtigkeit abgedichtet. Nach weitgehendem Erhalt und Festigung der Alt-Putze wurden die Fassaden in der Farbfassung der 1870er Jahre gelb gestrichen und die Fensteröffnungen nach Befund grau abgesetzt. Sämtliche Außentüren, Fenster und Fensterläden wurden behutsam aufgearbeitet und konnten erhalten werden.

Die SPSG prüft derzeit die Möglichkeit, für den 2. Bauabschnitt zur Sanierung der Innenräume und Fertigstellung der drei Wohneinheiten in einem PPP-Verfahren ("public-private-partnership") einen privaten Investor zu gewinnen.

Historische Brauchwasserleitung für den Park Sanssouci

Das Dampfmaschinenhaus an der Neustädter Havelbucht wurde von Ludwig Persius im Jahr 1841–1843 auf Wunsch von König Friedrich Wilhelm IV. für den Betrieb der Wasserspiele von Sanssouci errichtet. Unter der Tambourkuppel des in der orientalisierenden Form einer Moschee errichteten Gebäudes befindet sich der Maschinenraum. Die "Moschee" ist ein architektonisch und technisches Denkmal zugleich, in dem eine der ältesten und größten Dampfmaschinen Deutschlands erhalten ist. Das Pumpwerk dient auch heute noch der Versorgung des Parks Sanssouci mit Brauchwasser, welches zum Betreiben der Fontänen und Springbrunnen sowie zur Bewässerung der Parkanlagen und Gärten genutzt wird. Ausgehend vom Pumpwerk wird das Brauchwasser in einer Hauptdruckleitung zum Hochbehälter auf dem Ruinenberg transportiert und gleichzeitig in das Versorgungsnetz des Parks eingespeist.

Die Hauptbrauchwasserdruckleitung besteht aus einem ca. 30 Jahre ersten Teilstück von der Moschee bis zur Lennéstraße mit einer Länge von 440 m. Die ca. 1300 m lange Zwillingsleitung, als zweites Teilstück, von der Lennéstraße zum Hochbehälter ist über 160 Jahre alt und bis auf einen Abschnitt am Ruinenberg weitestgehend im Originalzustand erhalten. Die Sanierung der Hauptbrauchwasserdruckleitung wurde notwendig, weil das Rohrmaterial größtenteils wesentlich älter als 100 Jahre ist. Durch Materialermüdung und Korrosion (häufige Rohrbrüche) können Unterspülungsschäden im bebauten Gebieten entstehen. Die vorhandene Inkrustierung und Wandrauhigkeit der Leitung führten zu erhöhten Druckverlusten. Diese hatten bei der Medienversorgung einen hohen Energieverbrauch zur Folge, der durch die Instandsetzung erheblich gesenkt wird.

Im Rahmen des Konjunkturpaketes II der Bundesregierung wurde die gesamte Hauptbrauchwasserdruckleitung saniert. Die Gesamtbaukosten betrugen 2.028.000 Euro. Von diesen Kosten werden aus dem Konjunkturpaket II 1.804.000 Euro gefördert.

Im Frühjahr 2011 erfolgte die erste Ausführungsphase. In dieser Phase wurden Untersuchungen und Kamerabefahrungen auf der gesamtem Länge der Druckrohrleitung vorgenommen. Nach Auswertung der Erkenntnisse aus Phase 1 konnte im September 2011 mit der eigentlichen Ausführungsphase begonnen werden. Hierzu musste die gesamte Druckrohrleitung außer Betrieb genommen werden.

Die Sanierung erfolgte weitgehend mittels eines Relining-Verfahrens, bei dem eine neue Leitung in die alte Leitung eingezogen wird. Die historische Rohrleitung bleibt bei diesem Verfahren erhalten. Besonders schwierige Abschnitte der Sanierung bildeten die Querung der Breiten Straße und die Querung der Zeppelinstraße im Potsdamer Stadtgebiet. Hier musste abschnittsweise und fahrbahnweise mit aufwendigen Grundwasserabsenkungen und unter Aufrechterhaltung des öffentlichen Straßenverkehrs vorgegangen werden. In diesem Bereich konnte das Relining-Verfahren nicht Anwendung finden. Die Leitung musste in diesem Abschnitt komplett erneuert werden."