Cranach im Grunewald

SPSG eröffnet Dauerausstellung mit Meisterwerken deutscher Renaissance-Malerei im Jagdschloss Grunewald

"Die Kunst der Renaissance hat derzeit in Berlin Hochkonjunktur. Während im Bode-Museum die Ausstellung "Gesichter der Renaissance" die italienische Porträtkunst feiert, stellt die neue Dauerausstellung im Jagdschloss Grunewald hochkarätige Meisterwerke der deutschen Renaissance in den Mittelpunkt. Hier zeigt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) ab 1. Oktober 2011 ihre international bedeutende Sammlung von Gemälden aus der Hand Lucas Cranach des Älteren, seines gleichnamigen Sohnes und der gemeinsamen Werkstatt, ergänzt durch weitere hervorragende Werke der altdeutschen und altniederländischen Kunst.

Ministerialdirektorin Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel, Abteilungsleiterin beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien erklärte anlässlich der Ausstellungseröffnung: "Ich freue mich, dass unser Haus 140.000 Euro aus dem Programm zum Reformationsjubiläum 2017 für die Neupräsentation der Cranach-Gemälde im Jagdschloss Grunewald bereitstellen konnte. Die Ausstellung zeigt auf beeindruckende Weise, wie weitreichend die Reformation in Brandenburg gewirkt und auch die Kunst ihrer Zeit geprägt hat. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten gibt uns damit einen beeindruckenden Überblick über ihren großen Cranach-Bestand."

Das Jagdschloss Grunewald ist die einzige Schlossanlage Berlins, deren Ursprung in der Renaissance noch erkennbar ist. So wurde der Grundstein zum ältesten Schloss der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg 1542 von Kurfürst Joachim II. gelegt. Mehreren Generationen von jagdbegeisterten Hohenzollern diente das Schloss als Anlaufstation im Grunewald. Seit 1932 als Museum genutzt, wurden das Jagdschloss und die Nebengebäude in den letzten Jahren umfassend saniert. Jetzt wird die Anlage der Öffentlichkeit übergeben - mit einer neuen Dauerausstellung, die den Schwerpunkt auf die Vermittlung der altdeutschen Malerei legt. Vor allem der eindrucksvolle Bestand der Stiftung an Meisterwerken aus der Hand Lucas Cranach des Älteren und seines Sohnes, sowie deren Werkstatt wird im Schloss in neuer Form präsentiert.

Die SPSG konnte das Jagdschloss Grunewald im Frühjahr 2009 mit einer Porträtausstellung und Baudokumentation wieder für das Publikum öffnen. Vorangegangen war eine dreijährige Sanierung maßgeblich mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Die im Zuge der Arbeiten neu geschaffenen Besuchereinrichtungen, wie das Café im Schlossbereich und der Museumsshop, werden von den Spaziergängern und Schlossbesuchern sehr gerne genutzt. Wegen der Sanierungsarbeiten an der Schlossanlage musste die Sammlung das Jagdschloss verlassen. Die Cranach-Gemälde wurden während dieser Zeit erstmals umfassend erforscht und restauriert. Finanziert wurden die Arbeiten maßgeblich mit Mitteln aus dem Förderprogramm Reformationsjubiläum 2017 des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM).

Ein Teil der Sammlung war in der erfolgreichen Cranach-Ausstellung 2009/2010 im Schloss Charlottenburg und der St. Marienkirche in Berlin-Mitte zu sehen.

Neben der Künstlerfamilie Cranach ist das Thema der höfischen Jagd in der Kunst ein weiterer Schwerpunkt der Dauerausstellung. Dabei spannen die Exponate einen Bogen von der Grundsteinlegung des Schlosses 1542 bis zu den großen Jagdgesellschaften im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Gemälde mit Darstellungen von Jagden am brandenburgisch-preußischen Hof sind ebenso zu sehen wie eine barocke Tapisserie mit einer mythologischen Jagd. Die angewandte Kunst ist unter anderem mit barocken Gläsern und prunkvoll verzierten Jagdutensilien vertreten.

In der gesamten Konzeption gilt jedoch besondere Aufmerksamkeit der Zeit der Renaissance und Reformation in Berlin und Brandenburg. Diese Zeitschicht wird auch durch den Ausstellungsort vermittelt, denn die Hofstube des Schlosses ist seit ihrer Rekonstruktion 1973 wieder als Renaissanceraum erfahrbar. Der jagdbegeisterte Bauherr des Schlosses, Kurfürst Joachim II. (1505–1571), begrüßt den Besucher hier auf einem Tafelgemälde, das Lucas Cranach d. Jüngeren (1515–1586) um 1570 malte.

Die Kunstpatronage Joachim II. legte auch den Grundstock für die herausragende Sammlung von Gemälden der Cranach-Familie. In der neuen Dauerausstellung wird den erhaltenen neun Tafeln des Passsionszyklus ein eigener Raum gewidmet. 1537/1538 von Joachim II. in Auftrag gegeben, schmückten sie ursprünglich die Stiftskirche. Ein weltliches Gegenstück bilden dazu die vier Exemplum-Tafeln aus der Zeit um 1540/1545, die Tugenden zeigen, die einen guten Herrscher ausmachen sollten. Zusammen mit weiteren biblischen Historien, den Porträts der Hohenzollern aus der brandenburgischen Kurfürstenfamilie und den herrschenden Nebenlinien, wird im Jagdschloss Grunewald ein ansprechendes Bild des Kunstschaffens und des reformatorischen Erbes im 16. Jahrhundert vermittelt.

Jagdschloss Grunewald

Neue Dauerausstellung geöffnet ab 1. Oktober 2011

Eintritt: 5 / 4 Euro (inkl. Führung), 4 / 3 Euro (ohne Führung)

Öffnungszeiten: April bis Oktober: täglich außer Montag, 10–18 Uhr

November bis März: Samstag / Sonntag / Feiertage, 10–16 Uhr

Letzter Einlass jew. eine halbe Stunde vor Schließzeit

Anfahrt

Bis März 2012 ist die Ausfahrt Hüttenweg an der A 115 gesperrt.

Als Umfahrung von Potsdam kommend ist die Anfahrt über die B1, Potsdamer Chaussee (direkt aus Potsdam oder ab Kreuz Zehlendorf), dann über die Argentinische Allee und weiter über die Onkel-Tom-Straße zum Hüttenweg möglich.

Aus Berlin kommend über die A 100 Richtung Wilmersdorf, Abfahrt Kurfürstendamm, am Rathenau-Platz in die Königsallee, dieser bis zum Hüttenweg folgen."