Sanierung des Kleinen Schlosses im Park Babelsberg beginnt

Es geht los!

Sanierungsfall: das Kleine Schoss im Potsdamer Park Babelsberg. © SPSG/Peter-Michael Bauers

Sanierung des Kleinen Schlosses im Park Babelsberg beginnt

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) saniert das „Kleine Schloss“ im Potsdamer Park Babelsberg. Mit den voraussichtlich zweijährigen Baumaßnahmen konnte nach der Untersuchungs- und Planungsphase im September 2022 begonnen werden. Das Haus wird nach Abschluss der Arbeiten – wie bisher auch – eine Gastronomie, erweitert um einen Außerhausverkauf, sowie zwei Wohnungen aufnehmen.

Ermöglicht wird die Instandsetzung durch das Sonderinvestitionsprogramm 2 (SIP2, Masterplan) für die preußischen Schlösser und Gärten, dass der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin bis 2030 zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Kulturlandschaft aufgelegt haben.

Die Geschichte des Hauses
Das heute als „Kleines Schloss“ bekannte Café und Restaurant im Babelsberger Park ist am Havelufer erst 1980 unweit der Grenzanlagen eingerichtet worden. Im 19. Jahrhundert war das von Eduard Gebhardt 1841 nach englischen Vorbildern gestaltete neogotische Haus als „Prinzenburg“ zunächst Wohnsitz des preußischen Prinzen Friedrich Wilhelm (1831-1888), der 1888 als Kaiser Friedrich III. den Thron bestieg. Danach diente das Gebäude viele Jahre als „Damenhaus“ für die Gräfin Luise von Oriola (1824-1899), einer Hofdame Kaiserin Augustas (1811-1890).

Vor dem Erwerb durch den Prinzen Wilhelm (1797-1888, später preußischer König und deutscher Kaiser Wilhelm I.) hatte das Haus einem Weber Blume aus Nowawes gehört. Nach dem Ende der Monarchie 1918 wurde es von der Schlösserverwaltung für Wohnzwecke vermietet. Seit 1934 wohnte der aus Potsdam stammende Komponist Hans Chemin-Petit (1902-1981) mit seiner Familie im Kleinen Schloss. Im April 1945 erlebten sie hier den schweren Luftangriff auf Potsdam, der auch den Babelsberger Park traf und das Kleine Schloss stark beschädigte. Die Chemin-Petits überlebten die Bombennacht in einem eigens für sie gebauten Luftschutzbunker hinter dem Haus.

Der Luftschutzkeller blieb auch beim Um- und Ausbau des ruinösen Gebäudes zur „Parkgaststätte Strandterrassen“ nach 1958 erhalten und wird bis heute als Vorratskeller genutzt. Nach dem Ausbau der Grenzanlagen seit 1961 setzte sich der Gastronomiebetrieb der Strandterrassen noch wenige Jahre fort. Nach längerem Leerstand erfolgte 1980 ein erneuter Umbau zur Gaststätte „Kleines Schloss“, bei der eine Wiederherstellung des früheren Erscheinungsbildes angestrebt wurde.

Bau- und Umbauphasen

  1. Haus des Webers Blume, um / nach 1800, eingeschossig, Wohn- und Stallräume unter einem Satteldach, heute als Erdgeschoss des fünfachsigen Mittelbaus erhalten.
  2. Umbau durch Ludwig Persius (1803-1845): 1834 Aufstockung des Mittelbaus und Anbau eines der beiden Seitenbauten (vermutlich der westliche Anbau). Das Haus wird 1834/35 von Persius als Baubüro genutzt und vom Förster Geldermann bewohnt. Nach 1835 bis 1841 dient es als Wirtschaftsgebäude und Gaststätte.
  3. Endgültige Erweiterung und Überformung durch Eduard Gebhardt 1841/42, Anbau des zweiten Seitenbaus, äußere Gestaltung nach Skizzen Augustas. Von 1844 bis Ende der 1840er Jahre ist es Wohnsitz („Prinzenburg“) des Prinzen Friedrich Wilhelm.

Spätere Umbauten

  • Nach 1900: Verputz des östlichen Anbaus (dieses Bauteil war ursprünglich ein Rohziegelbau, die übrigen Bauteile waren von Anfang an verputzt). Abriss des hölzernen Anbaus am Westgiebel. Bau eines kleinen Schuppens an der Hangseite.
  • Seit 1934: Wohnung des Komponisten Chemin Petit im Obergeschoss. 1942 Einbau des Luftschutzraumes an der Südseite (das Gebäude war zuvor nicht unterkellert).
  • Nach 1947: Reparaturen und Beseitigung von Kriegsschäden, Zuweisung an Gräfin Schlieben. Später Erholungsheim der DEFA.
  • 1958 Umbau zur HO-Parkgaststätte „Strandterrassen“ (Architekt Hanns Hörich), Erweiterungen und Anbauten für die gastronomische Nutzung. Umbau des hölzernen Vorbaus an der Nordseite als Windfang (später wieder abgerissen).
  • 1963 Schwammsanierung, Zimmerer- und Maurerarbeiten, Einsatz des Holzschutzmittels Hylotox.
  • 1981 Umbau zur Gaststätte „Kleines Schloss“. 1979/80: Abriss des Küchenanbaus am Westgiebel und der zwei südlichen Verbinderbauten zum Kühlhaus und zum Schuppen am Hang. Beibehalten wurden Schuppen- und Kühlhausbau sowie die Küchenerweiterung an der Südseite. Instandsetzung des Daches, vereinfachte Wiederherstellung der Ziertürmchen auf dem östlichen Anbau. Erneuerung des hölzernen Vorbaus, Putzausbesserungen und Fassadenanstrich. Farbgebung der als Gaststätte genutzten Erdgeschoßräume nach archivalischen Unterlagen und Befunden. Die Ausstattung erfolgte ohne Berücksichtigung des Charakters der ursprünglichen Einrichtung.
  • Nach 1991: Maßnahmen zur Instandsetzung und Sanierung ohne Veränderung des überkommenen Erscheinungsbildes.

Projektumfang und Planungsaufgabe
Das Projekt umfasst die Instandsetzung der Gebäudehülle einschließlich der Bauwerksabdichtung, die grundlegende Erneuerung aller haustechnischen Anlagen sowie die Überarbeitung der Freianlagen im unmittelbaren Umfeld des Gebäudes. Für rollstuhlgebundene Besucherinnen und Besucher wird ein barrierefreier Zugang zu den Gastronomiebereichen im Erdgeschoss geschaffen.

Darüber hinaus ist vorgesehen, die ehemalige bauzeitliche außenliegende Treppenanlage an der Südostfassade in modifizierter Art wieder zu errichten, um diese als Balkon für die südliche Wohneinheit sowie als Außentresen für die Gastronomie nutzen zu können und damit das Erscheinungsbild des Gebäudes seinem bauzeitlichen Zustand wieder anzunähern.

Die Nutzung des Gebäudes bleibt unverändert: Das Erdgeschoss soll einen Gastronomiebetrieb mit Vollküche aufnehmen, wohingegen sich im Obergeschoss zwei Wohneinheiten befinden.

Die Sanierung umfasst die vollständige Wiederherstellung der Fassaden, Dächer und Innenräume. Darüber hinaus werden brandschutztechnische und energetische Ertüchtigungen unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte realisiert.

Im Einzelnen werden folgende Bereiche bearbeitet:

  • Fassaden und Dächer, einschließlich der Rekonstruktion des Altans,
  • Wiederherstellung der bauzeitlichen Fenstertüröffnung auf der Nordfassade,
  • Innenräume (alle Etagen),
  • technische Gebäudeausrüstung der Wohnungen sowie der Gastronomie,
  • Rekonstruktion der 2007 in Teilen geborgenen Ziertürmchen auf dem Dach
  • Wiederbelebung der Fassadenbegrünung
  • Freianlagen im direkten Umfeld des Bauwerks,

Ausführungszeitraum
Die Bauarbeiten haben im September 2022 begonnen und sollen voraussichtlich Mitte 2024 abgeschlossen sein. Danach erfolgt der Einzug der künftigen Nutzerinnen und Nutzer.

Baukosten
Für das Projekt werden Gesamtbaukosten in Höhe von 2,98 Millionen Euro veranschlagt.

Das Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)
Mit dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (SIP 2, Masterplan) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) wesentliche Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2030 insgesamt 400 Millionen Euro in die Rettung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro (33 Prozent) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (17 Prozent). In den kommenden fünf Jahren sollen ca. 25 von insgesamt 60 Projekten begonnen bzw. umgesetzt werden.