Königliche Paraderäume wieder geöffnet

Königliche Paraderäume wieder geöffnet

Hüllensanierung Altes Schloss Charlottenburg abgeschlossen

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat die denkmalgerechte "Energetische Hüllensanierung Schloss Charlottenburg" des zentralen Schlossbereichs termin- und kostengerecht abgeschlossen. Damit sind die Fassaden und Dächer des sogenannten Alten Schlosses, dem Kernbau und ursprünglichen Schloss der Königin Sophie Charlotte (1668-1705), mit dem markanten Turm saniert. Das komplexe Projekt der Hüllensanierung wurde in zehn Bauabschnitten - und bei laufendem Museumsbetrieb - innerhalb von fünf Jahren realisiert.

Mit dem Abschluss der Arbeiten sind nun auch die barocken Wohn- und Paradekammern im zentralen Schlossbau der Königin Sophie Charlotte (1668-1705) und König Friedrichs I. (1657-1713) wieder zugänglich. In den königlichen Wohnungen konnten während der Schließung verschiedene Kunstwerke und Objekte restauriert bzw. die originale Ausstattung weiter ergänzt werden. Darüber hinaus ist das Obergeschoss durch den Einbau eines Aufzugs erstmals für Menschen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich.

Die Kosten für die Maßnahme "Energetische Hüllensanierung / Haustechnik / Baulicher Brandschutz" betrugen 16,3 Millionen Euro, davon entfielen 5,2 Millionen Euro auf das Energieeinsparprogramm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und 11,1 Millionen Euro auf das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten 2008-2017 (Masterplan).

Mit dem Projekt Energetische Hüllensanierung konnte durch die Kombination einer Vielzahl von Maßnahmen die Energieeffizienz des Museumsschlosses ohne Beeinträchtigung des Denkmalwertes deutlich erhöht und die Servicequalität für die Besucher verbessert werden. Neben der Senkung der Energieverbrauchswerte standen auch Maßnahmen zum vorbeugenden Brandschutz im Fokus.

Die noch ausstehende Sanierung der Fassaden und Dächer der Großen Orangerie und des Theaterbaus werden in den kommenden Jahren im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms 2 fortgesetzt.

Die königlichen Paradekammern
Restauriertes Paradebett König Friedrichs I.

Ermöglicht dank des Vermächtnisses von Gudrun Moegelin an die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V. kann die SPSG bis 2019 das Baldachinbett aus dem Paradeschlafzimmer König Friedrichs I. restaurieren. Die derzeit noch nicht wiederhergestellten Bereiche bleiben dabei zunächst holzsichtig.

Nach dem Tod seiner Frau Sophie Charlotte ließ König Friedrich I. deren Charlottenburger Paraderäume für sich selbst umgestalten und 1706 auch ein Bett von gelbem Damast und silbernen Tressen anfertigen, das allerdings 1760 durch plündernde russische und österreichische Truppen zerstört wurde. Friedrich der Große (1712-1786) stellte nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 Mittel für die originalgetreue Wiederherstellung des Paradebettes zur Verfügung, das "vielen fürstlichen Personen an ihren Vermählungstagen zum Beylager" diente und damit den dynastischen Fortbestand symbolisierte. Die Vermählungsfeiern der Hohenzollern fanden seit 1750 meist in Charlottenburg statt. Den offiziellen Abschluss solcher Festlichkeiten bildete das sogenannte Beilager: Braut und Bräutigam wurden vom Königspaar ins Schlafgemach geführt, entkleidet und zu Bett gebracht.

Für die Erneuerung des Seidengewebes 1888 wurde wieder das ursprüngliche Stoffmuster gewählt. 1893 kam das Möbel ins Berliner Schloss, wo es als Schlafstatt für hohe fürstliche Gäste genutzt wurde. 1933 kehrte es in die Charlottenburger Paraderäume zurück. Die Zerstörungen des Schlosses im November 1943 machten eine Verlagerung des noch nahezu intakten Bettes nach Potsdam erforderlich. Erhalten sind heute sämtliche textilen Teile des Baldachins sowie der unteren Bettbehänge. Dazu gehören u. a. die Baldachinbekrönung, Baldachinlambrequins (Zierblenden bzw. -behänge), der Baldachinhimmel, Bettbehänge sowie das Fußbrett. Die Stücke weisen jedoch erhebliche Schäden auf.

Neben der Restaurierung des Damasts wurden das verloren gegangene hölzerne Bettgestell und zwei Matratzen rekonstruiert sowie Kopien des Seidendamastes (von 1890) und der Silberposamente (von 1763) für das Kopfteil angefertigt. Kopiert werden außerdem die Paradedecke, zwei Vorhänge mit Tressenbesatz und der Bezug des Fußbretts.

Tapisserie "Der gestohlene Kuss" ist zurückgekehrt

Der schon im Jahre 2006 angekaufte Wandteppich "Der gestohlene Kuss" nach einem Gemälde von Jean-Baptiste Pater (1695-1736) gehört zu der Serie "Gesellschaftsszenen mit Figuren aus der italienischen Komödie". Sie entstand um 1745 in der bedeutenden Berliner Tapisserie-Manufaktur von Charles Vigne.

Friedrich der Große ließ die Folge in den Paraderäumen des Schlosses Charlottenburg in der Ersten und Zweiten Hautelisse-Kammer (R. 103 und 102) aufhängen. Dort befindet sie sich bis heute, es gab jedoch einige Umhängungen. Vermutlich handelt es sich bei dem "Gestohlenen Kuss" um das Stück der Charlottenburger Serie, das Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) nachweislich mit ins Exil nach Doorn nahm und dort an einen belgischen Kunsthändler verkaufte. So kam das Stück in den Kunsthandel und konnte von der SPSG zurückgekauft werden. Es ist nun nach gründlicher Restaurierung erstmals wieder an seinem ursprünglichen Platz zu sehen. Gleichzeitig kann ein weiterer Wandteppich der Serie, "Die Kartenspielende Gesellschaft", der bisher nur eingeschlagen gezeigt wurde, in seiner ganzen Größe präsentiert werden. Der Ankauf erfolgte mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung und die Restaurierung dank der Unterstützung der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V.

Gemäldehängung im Schlafzimmer Sophie Charlottes

Im Schlafzimmer der 2. Wohnung Sophie Charlottes (Raum 111) konnte mit einer neuen Gemäldehängung ein authentischeres Bild als bisher erreicht werden. Dank Leihgaben der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und des Bomann-Museums in Celle sowie mit einem zurückgeholten Kriegsverlust (der spätestens ab 1779 in den Raum hing) und zwei zurückgekauften Gemälden sind wieder 15 der ehemals über 60 Gemälde in diesem Raum zu sehen. Mit weiteren ähnlichen Gemälden wurde eine Annäherung an die Gemäldehängung von 1702/05 erreicht, die weitgehend durch flämische und holländische Bilder des 17. Jahrhunderts geprägt war, sowie durch Kopien italienischer Gemälde, die der kurbrandenburgische Hofmaler Gedeon Romandon (1667-1697) Ende des 17. Jahrhunderts angefertigt hatte.

Insgesamt war es eine sehr "weibliche" Gemäldehängung, denn es wurden gerade in den großen Darstellungen viele weibliche Einzelfiguren präsentiert, auch das Thema Familie-Mutter-Kind spielte eine Rolle. Die Gemälderahmen waren damals nahezu gleich gestaltet, was der Gemäldehängung ein einheitliches Aussehen verlieh. Heute gibt es nur noch zwei dieser originalen Rahmen. Für die Neuhängung wurden acht weitere Rahmen rekonstruiert und einige Gemälde restauriert.

Unterer Ovaler Saal

Die Wandflächen des Unteren Ovalen Saals (Raum 116) waren laut einem Inventar aus dem Jahr 1705 ursprünglich mit einem karmesinroten Stoff ausgestattet, dessen genaue Machart sich allerdings nicht mehr identifizieren lässt. Aus denkmalpflegerischen Gründen wurde deshalb entschieden, auf eine textile Fassung zu verzichten. Der Raum erhielt stattdessen einen Anstrich, der ihn als nicht unversehrt aus dem Krieg auf uns gekommen kenntlich macht, aber seine Leuchtkraft wegen einen Eindruck der einstigen kühnen Farbwirkung vermittelt.

Einführungsraum

Schloss und Garten Charlottenburg zählen zu den bedeutendsten Anlagen ihrer Art in Deutschland. Um den Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt am authentischen Ort die Geschichte des Hauses, der Region und der preußisch-deutschen Monarchie auf prägnante Weise nahebringen zu können, wurde der erste Raum des Rundgangs neu konzipiert. Die Einführung erfolgt nun in Form einer ebenso grundlegenden wie unterhaltsamen und drei Minuten kurzen Animation der Baugeschichte, die "ohne viele Worte" für alle verständlich ist. Zusätzliche Informationen werden sparsam eingesetzt: Eingeblendete Jahreszahlen ermöglichen die zeitliche Einordnung, während die wichtigsten Bauherren und Bauherrinnen aus dem preußischen Königshaus mit Porträts und Namen eingeführt werden. Der Blickwinkel der Animation ist die Vogelperspektive, die im Wortsinne einen klaren Überblick über Schloss und Garten ermöglicht. So wird die sukzessive Entwicklung der Schlossbauten und Gartenareale in lebendiger und ansprechender Form nachgezeichnet. Beginnend mit dem kleinen, ländlich gelegenen Sommerschloss von 1695 bis hin zu den dramatischen Zerstörungen von 1943 und den unermüdlichen Wiederaufbauarbeiten der Nachkriegsjahrzehnte wird die Schlossgeschichte vor Augen geführt.

Das Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)

Mit dem Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan) für die preußischen Schlösser und Gärten retten der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg bedeutende Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2017 insgesamt 155,03 Millionen Euro in die Wiederherstellung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 77,5 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 53 Millionen Euro (2/3 von 50 Prozent) und das Land Berlin 24,53 Millionen Euro (1/3 von 50 Prozent).

Pressekontakt

Frank Kallensee
SPSG | Generaldirektion
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