Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) blickt auf ein erfolgreiches Arbeitsjahr 2016 zurück, das vor allem im Zeichen der Fortführung des Masterplans stand. Mit diesem Sonderinvestitionsprogramm retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) und Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) bedeutende Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2017 insgesamt 155,03 Millionen Euro in die Wiederherstellung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 77,5 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 53 Millionen Euro (2/3 von 50 Prozent) und das Land Berlin 24,53 Millionen Euro (1/3 von 50 Prozent).
Seit 2008 hat die SPSG ca. 140 Millionen Euro verausgabt, das entspricht 84,8 Prozent der Gesamtsumme von 165 Millionen Euro (inkl. Sondermittel). Im Jahr 2017 wird die SPSG voraussichtlich 25 Millionen Euro (inkl. Sondermittel) in die Masterplanprojekte investieren. Die Sonderinvestitionsmaßnahmen kommen allen großen Häusern der Stiftung zugute.
So wurde im April 2016 der Marmorsaal im Neuen Palais nach Abschluss der statischen Ertüchtigung und der Restaurierung des aufwendig inkrustierten Fußbodens wiedereröffnet. Damit konnte – nach der 2015 erfolgten Eröffnung des Grottensaals im Untergeschoss – auch der zweite der beiden zentralen Festsäle des Hauses wieder in den Besucherrundgang durch das Gästeschloss Friedrichs des Großen (1712-1786) integriert werden. Im Juli 2016 konnte unweit des Potsdamer Hauptbahnhofs der Grundstein für das Zentrale Kunstgutdepot (ZED) der SPSG gelegt werden. Nach der Fertigstellung Ende 2017 sollen hier Kunstgüter zusammengeführt werden, die bislang noch auf sieben Depotstandorte verteilt sind. Ein Höhepunkt für die SPSG war im August 2016 der Abschluss der Sanierung des ca. 10 Kilometer langen Brauchwassernetzes inklusive der Brunnen und Wasserläufe rund um das Schloss Babelsberg. Damit waren die nach dem Ende der Monarchie 1918 weitgehend stillgelegten Wasserspiele erstmals wieder erlebbar.
Die 2016 im Rahmen des Masterplans abgeschlossenen und im Jahr 2017 geplanten Maßnahmen sind einer gesonderten Presse-Information zu entnehmen.
Ausstellungen
Auch die Ausstellungen der SPSG erwiesen sich 2016 wieder als Publikumsmagnete. Von April bis Juli 2016 war im Berliner Schloss Schönhausen die gemeinsam mit der UNESCO-Welterbestätte Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl (Nordrhein-Westfalen) erarbeitete zeitgeschichtliche Sonderausstellung „Schlösser für den Staatsgast – Staatsbesuche im geteilten Deutschland“ zu sehen. Thematisiert wurde, wie diese Schlösser nach dem Zweiten Weltkrieg zu Zentren außenpolitischer Selbstdarstellung wurden. Sie boten als herausgehobene, traditionsbehaftete, zeremonielle Orte dem jeweiligen Staat einen repräsentativen Rahmen. Gezeigt wurden Fotografien, Film- und Tondokumente sowie zahlreiche authentische Exponate. So verdeutlichte etwa eine Auswahl von Regierungsgeschenken, wie versucht wurde, den jeweiligen Gast mit Präsenten zu hofieren, ohne dabei eine Übereinstimmung in politischen Fragen zu bekunden.
Anlass für die von Mai bis Oktober 2016 laufende Jubiläumsschau „Rheinsberg 25. Wiedererweckung eines Musenhofs“ war der 25. Jahrestag der Wiedereröffnung des Schlosses Rheinsberg. In 25 Kapiteln wurde in den Schlossräumen und im Garten an die außerordentlichen Leistungen der 1991 begonnenen Wiederherstellung von Schlossanlage und Lustgarten Rheinsberg erinnert. Es wurden neue Erkenntnisse präsentiert sowie Ausblicke in die Zukunft gegeben. Restaurierungen, Rekonstruktionen, Befunddokumentationen, gärtnerische Instandsetzungen sowie die Präsentation von besonderen Ausstattungsobjekten standen dabei im Mittelpunkt.
Ebenfalls im Mai 2016 wurde im Schloss Caputh die Fotoausstellung „Meisterhaft wie selten einer …“ – Die Gärten Peter Joseph Lennés zwischen Schlesien und Pommern“ eröffnet. Die vom Institut für Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität Dresden, der Naturwissenschaftlichen Universität Breslau und der SPSG in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa in Potsdam realisierte Ausstellung bot erstmals einen Überblick über die von Peter Joseph Lenné (1789–1866) geschaffenen Parkanlagen im heutigen Polen.
Unter dem Motto „GOLD – RUBIN – GLAS. Johann Kunckels geheime Experimente auf der Pfaueninsel“ wurde im Juni 2016 die erweiterte Dauerausstellung in der Meierei auf der Berliner Pfaueninsel eröffnet. Erzählt wird nun auch das früheste Kapitel der Inselgeschichte: Von 1685 bis 1688 betrieb hier der Glasmacher und Alchemist Johann Kunckel (1630-1703) ein geheimes Laboratorium. Kunckel war es gelungen, die Technologie der Goldrubinglasherstellung wiederzubeleben und zu vervollkommnen. Bei Ausgrabungen in den 1970er Jahren wurden Glasscherben sowie Fragmente von Tiegeln und Laborgeräten aus dem schon 1689 zerstörten Laboratorium gefunden. Zusammen mit didaktischem Material über die Glasherstellung und das rote Goldrubinglas dokumentieren diese Bodenfunde in der ehemaligen Futterkammer der Meierei das Wirken Kunckels auf der Pfaueninsel.
Besucherstatistik
Die Bilanz 2016 weist mit insgesamt 1,72 Millionen Besuchen gegenüber 2015 ein Minus von rund 5,86 % (-100.514 Besuche) aus. Angesichts des reduzierten Angebotes durch die sanierungsbedingten Schließungen des aufkommensstarken Alten Schlosses Charlottenburg in Berlin und des Schlosses Königs Wusterhausen sowie der Schließung von 4 musealen Bereichen in Potsdam ist der Rückgang damit deutlich geringer ausgefallen als befürchtet. Zusammengenommen machen die Ausfälle ein Minus von -269.602 Besuchen aus. Ein großer Teil davon (169.088 Besuche) konnten durch Mehraufkommen an anderen Standorten kompensiert werden.
In Berlin lag der schließungsbedingte Rückgang im Alten Schloss Charlottenburg bei -240.689 Besuchen, die am Standort ansatzweise durch ein Mehraufkommen im Neuen Flügel mit +126.335 Besuchen (+136,32 %), im Neuen Pavillon mit +31.102 Besuchen (+128,65 %) sowie ein Plus im Belvedere (+8.102 Besuche / +37,59 %) und im Mausoleum (+18.946 Besuche / +57,18 %) kompensiert wurden. Dafür war auch der verstärkte Verkauf des Standorttickets charlottenburg+ ausschlaggebend, dessen Preis wegen des eingeschränkten Leistungsportfolios von 17 auf 12 Euro gesenkt wurde. Der durch die Sonderausstellung „Schlösser für den Staatsgast“ indizierte Zuwachs in Schloss Schönhausen von +38,20 % (+5.529 Besuche) hat sich ebenfalls positiv auf die Bilanz am Standort Berlin (-7,54 %) ausgewirkt.
Im Bereich Potsdam hat das Neue Palais mit der Eröffnung des Marmorsaals Zuwächse zu verzeichnen (+22,03 % / +36.166 Besuche), baubedingte Rückgänge gab es in Schloss Cecilienhof (-18,88 % / -30.445 Besuche). Ursächlich für den Rückgang war hier auch die Sperrung der Straße Am Neuen Garten bis zum 23. Dezember 2016.
In Märkischen Schlössern war ein Minus von 9.879 Besuchen (-8,98 %) zu verzeichnen, hier fiel besonders die Schließung von Schloss Königs Wusterhausen (Fenstersanierung März bis November 2016) ins Gewicht (-10.276), zudem besuchten in diesem Jahr witterungsbedingt ca. 2.000 Besucher weniger das Orangefest in Oranienburg, was Oranienburg trotz Jubiläumsjahr einen Rückgang von -6,67 % bescherte.
Wissenschaft und Forschung
Im Sommer 2015 startete das Forschungsprojekt „Zukunftsweisender Umgang mit der Gehölzvegetation historischer Gärten in Zeiten des Klimawandels“ unter Leitung von Prof. Dr. Norbert Kühn von der TU Berlin. Die in den Anlagen der SPSG stattfindenden Untersuchungen analysieren die Auswirkungen des Klimawandels auf Alt- sowie Jungbäume und wurden 2016 fortgesetzt. Das Vorhaben wird über eine Laufzeit von drei Jahren durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.
Seit 2015 veranstaltet die SPSG in Kooperation mit der Staatskapelle Berlin die Konferenzreihe „Symposion – 450 Jahre Staatskapelle Berlin“ und lädt jährlich zu einer Konferenz anlässlich des bevorstehenden 450-jährigen Bestehens der Staatskapelle im Jahr 2020 ein. Vom 7. bis zum 9. Oktober 2016 fand die Tagung zum Thema „Krisen- und Blütezeiten: Die Entwicklung der Königlich Preußischen Hofkapelle von 1713 bis 1806“ in der Staatsoper im Schiller Theater und im Schloss Charlottenburg statt. Die Vorträge und Ergebnisse der Konferenz werden bei www.perspectivia.net online zugänglich gemacht.
Ebenfalls 2015 unterzeichneten die SPSG und die Universität Potsdam die Kooperationsvereinbarung für das Research Center Sanssouci (RECS). Das RECS vernetzt als gemeinsame Forschungseinrichtung die Kompetenzen in Forschung und Lehre beider Institutionen und gibt neue Impulse im Umgang mit dem brandenburgisch-preußischen Kulturerbe und mit der Geschichte der europäischen Aufklärung.
Die Beiträge der ersten vom RECS im September 2015 ausgerichteten Tagung „Neubeginn und Tradition. Monarchisches Erbe in Politik und Staat der DDR und der Bundesrepublik Deutschland“ wurden redaktionell bearbeitet und auf perspectivia.net am 23. Januar 2017 veröffentlicht worden.
Darüber hinaus hat das RECS 2016 zwei Schriftenreihen und eine Rezensionsreihe initiiert, die online auf seiner Website http://recs.hypotheses.org publiziert werden. Alle Beiträge sind zitierfähig und sind als OpenSource für jedermann verfügbar. Die Texte der Reihe „BildGeschichte“ entwickeln anhand eines Kunstobjekts eine eigene Fragestellung, die durch die Analyse des Objekts und aussagekräftiger Quellen beantwortet wird. Durch den interdisziplinären Zugang von historischen und kunsthistorischen Methoden wird eine neue Perspektive auf diese Kunstwerke ermöglicht. In der Reihe sind bisher sieben Beiträge erschienen. In der Reihe „Texte des RECS“ (T-RECS) werden kurze Abhandlungen zu den Themengebieten des RECS publiziert. Die Reihe ist eine Plattform, um neue Forschungsergebnisse kompakt zu präsentieren und schnell verfügbar zu machen. Hier sind bisher vier Texte erschienen. Für die Reihe der Buchbesprechungen hat das RECS seit Beginn seiner Arbeit Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt zu den Themengebieten des RECS ausgewiesenen Experten und Wissenschaftlern zur Rezension vorgelegt. In dieser Reihe sind seither fünf Texte erschienen.
Hinzu kommen bereits laufende wissenschaftliche Erschließungs- und Editionsprojekte wie die erste englischsprachige Studienausgabe der philosophischen Schriften Friedrichs des Großen (1712-1786), die im weltweit führenden Wissenschaftsverlag Princeton University Press erscheinen wird. Im Rahmen eines Promotionsvorhabens an der Universität Potsdam entsteht zudem eine kommentierte Online-Edition der Briefe Markgräfin
Wilhelmine von Bayreuth (1709-1758), die sie während ihrer Reise nach Frankreich und Italien in den Jahren 1754 und 1755 geschrieben hat.
Am 3. und 4. November 2016 fand in Berlin die gemeinsam vom Museum des Ortes der Stiftung Berliner Schloss im Humboldt Forum in Kooperation mit der SPSG und dem RECS veranstaltete internationale Tagung „Ein öffentlicher Ort. Berliner Schloss – Palast der Republik – Humboldt Forum“ statt. Mehr als 200 Konferenzteilnehmer diskutierten die historischen Brüche und Kontinuitäten dieses „öffentlichen Ortes" und befasste sich mit den Fragen, ob und welche Rolle die Öffentlichkeit auf dieser Bühne spielte, ob sie selbst handelte, von Handelnden instrumentalisiert wurde oder nur zuschaute. 14 Wissenschaftler konnten als Referenten gewonnen werden, darunter auch der Gründungsintendant des Humboldt Forums, Neil MacGregor. Die Vorträge werden derzeit sukzessive von L.I.S.A., dem Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung, veröffentlicht (https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/).