Als er 1828 erstmals italienischen Boden betrat, kannte er schon jeden Winkel Roms. Auch hatte er bereits phantasievolle arkadische Landschaften zu Papier gebracht. Der auf architektonischem Gebiet äußerst rege Friedrich Wilhelm zeichnete bei allen Gelegenheiten, auf jedem nur greifbaren Untergrund. Tausende seiner Skizzen sind in der Graphischen Sammlung der SPSG erhalten und online recherchierbar: https://vikusviewer.fh-potsdam.de/fw4/vis/
Anlässlich seiner Vermählung mit der bayerischen Prinzessin Elisabeth (1801-1873) im Jahre 1823, übersandten einige der zu jener Zeit in Rom lebenden bayerischen und preußischen Künstler, wie Klenze, Hensel, Cornelius, Reinhart und Begas, dem jungen Paar ein Album. Es enthielt neben Ansichten aus Italien und volkstümlichen Szenen vor allem allegorische Darstellungen.
Unter dem Titel „Vermählungsalbum“ bildete es den Grundstock einer in der SPSG bewahrten Aquarellsammlung, aus der die im Folgenden veröffentlichten Veduten stammen. Als Veduten (von italienisch „veduta“ – Ansicht, Aussicht) werden in der bildenden Kunst wirklichkeitsgetreue Darstellungen einer Landschaft oder eines Stadtbildes bezeichnet. Es war ab dem 18. Jahrhundert üblich geworden, Veduten als „Souvenir“ von den während der Grand Tour besuchten Orten in die Heimat mitzubringen.
Die Grand Tour oder auch Kavalierstour war die seit der Renaissance obligatorische Bildungsreise der Söhne des europäischen Adels, später auch des gehobenen Bürgertums, die vor allem durch Mitteleuropa, Italien und Spanien führte. Die Erziehung der Reisenden sollte dadurch komplettiert werden, da sie Kultur und Sitten fremder Länder kennenlernen, neue Eindrücke sammeln sowie Weltläufigkeit, Status und Prestige erwerben konnten.
Im Jahr 1828 durfte sich auch der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm auf eine Reise nach Italien begeben, die ihm sein Vater, König Friedrich Wilhelm III., lange verwehrt hatte. Die Reiseroute, die er absolvierte, entsprach dem üblichen Weg der meisten Italien-Reisenden zur damaligen Zeit. Größere Stationen waren Verona, Mailand, Genua, Pisa, Florenz, Siena und Perugia. Besonders lang verweilte Friedrich Wilhelm in Rom und Neapel. Den südlichsten Punkt der Reise bildete Sorrent. Die Rückreise führte durch Ravenna, Bologna und Venedig. Tagebuchartig sind Friedrich Wilhelms, im Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem erhaltenen, Briefe abgefasst, die er seiner Frau aus Italien sandte. Sie versprühen Witz, Geist und Lebensfreude.
Anhand der Notizen für die daheim gebliebene Gemahlin und der Ansichten, die Friedrich Wilhelm sammelte und die in der SPSG-Aquarellsammlung verwahrt werden, lassen sich die verschiedenen Stationen seiner Italienreise nacherleben:
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